In aller Kürze vorweg: Dies ist ein Beitrag fast ohne Bilder. Sie zu schießen war uns zu heikel. Sorry!

Was wäre ein Vietnam-Trip ohne zumindest einmal anständig abgezockt zu werden? Wir hatten schon fast die zarte Hoffnung, dass uns dieses Erlebnis erspart bleiben würde, doch dann trifft es uns am vorletzten Tag! Und wer hat uns über den Tisch gezogen? Die Polizei höchstpersönlich – unser Freund und Helfer (zumindest in Deutschland). Doch was war passiert? Hier die ganze Geschichte.

Max auf dem Roller

Helmpflicht erklärt man Menschen die Helme tragen

Nachdem wir uns drei Stunden in den Weißen Sanddünen ausgetobt haben, machen wir uns mit unserem gemieteten Roller auf den Rückweg zu unserem Hotel in Mui Ne. Eine ganze Weile fahren wir so vor uns hin – mal zügig, mal gemächlich (man will ja auch was von der wunderschönen Natur erleben). Doch plötzlich tauchen wie aus dem Nichts 9 Polizisten am Seitenstreifen auf, die auf kleinen Plastikstühlchen sitzen und uns rauswinken.

Wir „dürfen“ auf den Plastikstühlchen vor dem Chef Platz nehmen und unsere Pässe und den Führerschein vorlegen. Er hält uns zunächst einen Vortrag, dass in Vietnam eine strikte Helmpflicht gilt. Das hätte er sich sparen können, schließlich blickt er auf zwei Köpfe, die ihre Helme brav tragen. Ganz im Gegensatz zu sehr vielen Vietnamesen, die ihren Helm vielmehr als Lenkradaccessoire verstehen. Fast fühle ich mich ein wenig beleidigt, dass er ausgerechnet uns zwecks Helmpflicht belehrt, verkneife mir jedoch ihm zu erklären, dass wir in Deutschland selbst zum Fahrradfahren einen Helm tragen.

Welches Vergehen hätten Sie denn gern?

Nach dieser Belehrung, die wir brav über uns ergehen lassen um ihn nicht zu verärgern, blättert der Chefpolizist vor uns einen ranzigen Heftordner durch, zeigt uns Fotos von Verkehrstoten und jenen, die ohne Helm gefahren seien und hält einen weiteren 5-minütigen Monolog. Wir nicken brav, können die Situation nicht richtig einschätzen. An Max Internationalem Führerschein meckert er ein wenig rum – der würde in Vietnam nicht gelten. Ist doch schön, wenn ein Land ein internationales Dokument nicht anerkennt… Dann telefoniert er – oder tut zumindest so – erklärt uns, sie hätten ein Stück weiter die Straße runter eine Radarkontrolle durchgeführt und wir seien 9 km/h zu schnell gefahren! 49 statt 40km/h.

Er blättert weiter in seinem Heftordner, tippt mit seinem Finger auf ein Feld und ich bekomme kurz Schnappatmung. 1 Million Dong will er dafür haben! Knapp 40€. Für uns leicht zu verstehen – schließlich ist der Gebührenkatalog in allen gängigen Sprachen verfasst. Wir erklären ihm, dass wir so viel Geld nicht dabei haben. So langsam wird mir mulmig. In einem solchen Land ist es meist nicht so schlau, sich mit der Staatsgewalt anzulegen – außerdem hat er unsere Pässe. Wir haben aber tatsächlich nicht so viel Geld dabei, da wir in zwei Tagen ausreisen. Er scheint uns zu glauben, brabbelt ein wenig in kaum verstehbarem Englisch vor sich hin und senkt dabei die Stimme als wolle er ein Geheimnis für sich behalten. Dann erzählt er irgendwas von wegen er wolle uns ja helfen, wir seien schließlich Touristen – und reduziert die Strafe kurzerhand auf „nur“ noch 500.000 Dong. Neuer Vorwurf: Fahren ohne Fahrerlaubnis!

Ist ja super, dass man für zu schnelles Fahren das Doppelte zahlt als wenn man erst gar keinen Führerschein hat, denke ich mir.

Argumentieren mit korrupten Polizisten – keine fruchtbare Idee

Mein Einwand, in Deutschland würden 9km/h zu viel mit nur 15€ geahndet, wischt er mit einer Kritzelzeichnung von einem großen und einem winzigen Kreis vom Tisch, womit er uns das Verhältnis der Verkehrstoten in beiden Ländern demonstrieren möchte. Das Kunstwerk haben wir hier mal versucht nachzuempfinden.

Zeichnung Verkehrstote

Mit den vielen Verkehrstoten hat er natürlich recht, vielleicht hätte er aber lieber mal die vietnamesische Familie angehalten, die im gleichen Moment zu viert auf einem Roller mit ungefähr 70 Stundenkilometern an uns vorbeibrettert – und zwar ohne Helm.

Außer uns stehen noch 7 weitere Touristen am Kontrollpunkt, die auf ihre Belehrung mit anschließender Strafe warten. Vier die einfach weitergefahren sind, hat man verfolgt und zurück gebracht. Man gibt sich Mühe mit der Verkehrstotenbekämpfung. Zumindest gegenüber Touristen. Vermutlich zahlen die anderen auch wegen Geschwindigkeitsüberschreitung – und wenn nicht, dann mit Sicherheit wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Wir zahlen zähneknirschend 500.000 Dong, Max darf als Fahrer noch seinen Namen und das Geburtsdatum auf einen Schmierzettel im Klemmbrett des Chefs kritzeln. Eine Quittung bekommen wir selbstverständlich nicht – ist bei Korruption eher unüblich.

Nach einer weiteren Belehrung über Helmpflicht und Verkehrstote schüttelt er uns freundlich lächelnd die Hand und nimmt sich des nächsten Touristen an.

Wir steigen auf unseren Roller und als wir brav mit 40 hm/h Mui Ne entgegen zockeln, überholt uns alle zehn Meter ein freundlich hupender Vietnamese. Es lebe die Korruption!

Trotz allem hat uns Vietnam unglaublich gut gefallen und wir haben unser Visum bis zum letzten Tag ausgenutzt. Wenn du noch mehr Tipps zu einer Reise durch Vietnam suchst, dann schau doch mal hier: Alles was du über Vietnam wissen musst.