Mit UPDATE

Auf meinem iPhone ploppt eine Benachrichtigung auf: “… hat dich in einem Kommentar erwähnt”. Ein Hotel hat eins unserer Bilder auf Instagram repostet. Soweit nichts Ungewöhnliches. Und eigentlich würde ich mich sogar freuen, zeugt es doch schließlich davon, dass dem anderen unsere Bilder gefallen. Diesmal ist es aber anders. Warum? Nun ja, weil wir nie in besagtem Hotel waren und auf dem Bild sogar ein ganz anderes Hotel (bzw. Hotelpool) zu sehen ist. Natürlich hatten wir auch keine Kooperation oder eine Abmachung. Über all das müsste man keinen Artikel schreiben, würde es sich nicht um ein Hotel einer der größten Hotelketten der Welt handeln. Eine Hotelkette mit einem Multimillionen Umsatz und gigantischen Marketingbudgets. Ich spreche vom Radisson Blu Marrakech.

Das geklaute Bild

Zu unserer Verwunderung – oder sollte ich Verärgerung sagen – steht in der Copy des Bildes “Get up to 30% off your stay when you book …” – werblicher könnte man das Bild eines Bloggers/Content Creators kaum nutzen. Man hat dieses Bild also ganz klar mit der Aufforderung das Hotel zu buchen gepostet. Das nennt man Werbung.

Wer sich nicht wehrt, hat schon verloren

Vielleicht fragt ihr euch nun, weshalb ich mich so über diese Posting ärgere. Aus einem ganz einfachen Grund: weil man uns nicht gefragt hat, ob man das Bild nutzen darf – stattdessen hat man es einfach von meinem Instagram Account geklaut. Und wenn es um Bilder klauen geht, dann muss man auch mal “HALT, STOPP!” sagen! Und das erst recht, wenn der „Dieb“ ein weltweit agierendes Unternehmen ist.

Während ich mich ziemlich geärgert habe, war Max richtig sauer und schrieb dem Radisson Blu Marrakech eine Email mit einer beigefügten Rechnung für die Lizenz- und Nutzungsgebühren. Wenn sie schon ein Bild von uns zu Werbezwecken verwenden wollen, dann sollen sie bitte auch dafür bezahlen. Wir verkaufen immer wieder mal Bilder an Hotels oder Firmen – soweit also nichts ungewöhnliches. Auch unser Preis war – sagen wir mal, mehr als human. Es ist ein hübsches Bild, es ist ganz sicher nicht unser bestes, es ist keine Kunst. Es ist einfach ein Bild aus einem Pool in Marrakesch, das Lust auf Urlaub macht.

Nach der versendeten Email vergehen Tage ohne Reaktion seitens des Radisson Blu Marrakech. Wir werden klassisch ignoriert. Naja, nicht ganz. Denn heimlich still und leise verschwindet unser Bild aus dem Instagram Feed des Radisson Blu Marrakesch. Als hätte man den Fehler einfach verschwinden lassen wollen. Max lässt sich aber nicht abwimmeln und schreibt nach ein paar Tagen eine weitere Mail – diesmal an die für die Region verantwortliche PR Managerin. Angefügt unsere Rechnung und ein Screenshot, den wir sofort gemacht hatten, als wir unser Bild auf deren Account gefunden haben.

Endlich eine Antwort – aber was für eine…

Und siehe da, auf die zweite Nachricht bekommen wir eine Antwort der PR Dame – man wolle den Umstand untersuchen und sich wieder bei mir melden. Was dann aber passierte, das war an Frechheit und Arroganz uns gegenüber kaum zu toppen. Wir hätten zumindest eine Email mit einer Entschuldigung erwartet. Was wir bekamen war eine ca. dreiminütige Mailbox Nachricht, ein Manager des Hotels wollte “die Sache aus der Welt schaffen”. Ich fasse hier in einer WTF-Liste einfach mal kurz seine Argumente zusammen (ich schwöre, dass alles genau so vorgetragen wurde), warum man uns weder eine Entschuldigung, noch Geld schuldig sei:

  • WTF Argument 1: Das Radisson Blu Marrakech habe kein Copyright verletzt, weil sie schließlich meinen Account @EvaExplora genannt hätten
  • WTF Argument 2: Man habe außerdem unsere Rechte nicht verletzt, weil man ja einfach nur ein Bild aus Instagram genommen habe
  • WTF Argument 3: Man habe auch keine Werbung mit unserem Bild gemacht – das sei ja “just instagram” und Instagram sei schließlich kein Marketing oder Werbung
  • WTF Argument 4: Als Hotel aus Marrakesch hätte man das Recht Bilder zu nutzen, die in der Umgebung und der Stadt aufgenommen wurden
  • WTF Argument 5: Man habe ja das Bild nun gelöscht und damit sei das Problem jetzt weg und man würde so kein Copyright mehr verletzen
  • WTF Argument 6: Und einen hatte er dann sogar noch: Er könnte nicht verstehen, warum wir eine Gegenleistung haben wollten – schließlich würden WIR ja von IHNEN profitieren weil wir von ihrer Reichweite einen Nutzen hätten (deren Insta ist 4.6k groß)

Um es kurz zu machen: Nein, für uns passt das nicht, überhaupt nicht. Eine Instagramseite eines Hotels ist nichts anderes als ein Marketingtool. Und die Aussage book now and get 30% off empfinde ich ganz klar als Werbung. Man hätte sich zumindest einmal entschuldigen können, dass ein Fehler unterlaufen sei und wie man das aus der Welt schaffen könnte. Wir hätten an dieser Stelle auch über unsere Forderungen mit uns reden lassen, alles kein Ding. Aber so? Nein, das geht gar nicht.

Fall abgeschlossen – der Rechteinhaber geht leer aus?

Tja, und das war’s dann für die. Für eine internationale Hotelkette. Man möge sich mal vorstellen, ich würde einfach so das Bild eines Hotels auf meinem Blog posten und damit Werbung machen. Vermutlich hätte ich schneller als ich auf “löschen” drücken kann, eine Rechnung oder eine Abmahnung auf dem Tisch liegen. Wegen Urheberrechtsverletzung. Wir könnten uns nun natürlich einen Anwalt nehmen und unsere Rechte geltend machen. Aber sind wir mal ehrlich, der Aufwand, Ärger und vor allem die Kosten übersteigen wohl das was wir bekommen würden. Und das ist echt traurig.

Wie man auch als Hotel auf die Idee kommt, ein Bild eines anderen Hotels auf seinem Account zu posten – und somit seinen Followern und Kunden zu suggerieren, dass man diese Location bei sich findet – tja, da bleibt nicht mehr viel zu sagen. Eine Frau erkundigte sich in den Kommentaren unter dem Bild tatsächlich danach, wo dieser Pool zu finden sei, sie hätte ihn das letzte Mal gar nicht gesehen. Man bemächtigt sich also nicht nur fremder Bilder, sondern vera… auch noch seine Gäste. Da hätte ich von diesem Unternehmen doch mehr erwartet.

Warum haben wir nun diesen Text geschrieben, hat sich der ein oder andere vielleicht wohl gedacht. Nun ja, zum einen ist das – zugegebenermaßen – die einzige Möglichkeit die uns noch bleibt zumindest eine Entschuldigung zu bekommen. Zum anderen wird aber in den letzten Monaten und Jahren immer und immer wieder schlecht über Instagrammer/Blogger und deren vermeintliches Fehlverhalten bei Werbekennzeichnungen und ähnlichem geschrieben und geredet. Sicher ist dabei auch nicht immer alles OK, aber vielleicht müsste man auch mal die andere Seite betrachten. Bilderklau und ignorierte Urheberrechte scheinen im Internet gang und gäbe, fehlende Werbekennzeichnung führen gleich zu einem Skandal. Man bekommt das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Und das stinkt mir.

UPDATE 05.Juni 2019:

Der Streit mit dem Radisson Blu Marrakesch ist beigelegt. Nach der Veröffentlichung des Artikels und einer langen Insta-Story, in der ich die ganze Geschichte erzählte und sowohl den Hotel Account als auch den internationalen Marken-Account mehrfach getagged hatte, meldete sich der Manager per Email bei uns. Zunächst entschuldigte er sich und verzichtete diesmal darauf, fadenscheinige Argumente vorzutragen. Er bot von sich aus an, dass wir für ein paar Nächte im Radisson Blu Marrakesch hätten übernachten dürfen. Da wir erst dort waren und nach der ganzen Geschichte auch nicht wirklich Lust auf dieses Hotel hatten, lehnten wir ab und forderten ultimativ dazu auf, die vorliegende Rechnung zu begleichen.

Und was will man sagen, wenige Tage später hatten wir eine Email mit dem Screenshot einer Banküberweisung in unserem Postfach. Das Radisson Blu Marrakesch hat nach Wochen der Streiterei gezahlt und wir haben unseren Frieden mit der Sache gemacht. Wie heißt es nicht immer so schön: Ende gut, alles gut!

Was wir aus der Sche gelernt haben? Man sollte sich, auch als kleiner Content-Creator, nicht von seinem Weg abbringen und und sich nicht alles gefallen lassen. Wenn man bereit ist, ein wenig Kraft, Zeit und Nerven zu investieren, dann kann man zu seinem Recht kommen – egal wie groß der vermeintliche „Gegner“ sein mag.