Endlich wieder in den Bergen! Wie habe ich es vermisst – das Reisen, die Natur, das Abenteuer; den Koffer zu packen, in den Zug zu steigen und Neues zu entdecken. Und so ging’s für die erste Reise seit langem direkt mal nach Österreich, genau genommen in die Kitzbüheler Alpen. Und tatsächlich war dieses Mal alles komplett neu für mich – in den Bergen war ich zwar schon mehr als häufig, doch diesmal ging es zum Mountainbiken! Zugegeben, zum Glück zum E-Biken.
Ab nach Österreich: Hallo Kitzbüheler Alpen
Und dann war natürlich auch die Anreise neu, zum ersten Mal seit dem Umzug aus Berlin ging es von München los – und somit war es nur noch ein Katzensprung bis in die Berge. Nach gerade mal 1,5 Stunden komme ich tiefenentspannt mit dem Zug* in Brixen im Thale an, praktischer geht’s kaum. Von München aus muss man nur einmal in Wörgl umsteigen – die kurze, bequeme Anreise ist schon mal ein dicker Pluspunkt für die neue Heimat und eine Reise nach Österreich!
Die Kitzbüheler Alpen, eine Region aus mehr als 20 Orten in Tirol. Mit rund als 1.000 Kilometern Radl-Strecken und über 2.500 Kilometer Wanderwegen im Sommer. Im Winter könnt ihr natürlich Ski und Snowboarden – aber diesmal eben Mountainbiken.
Traumhafte Ausblicke und leere Routen zum Biken
Ab auf’s E-Bike
Eine Stunde später sitze ich auch schon auf dem Rad. Und wir bekommen zum Glück erst mal einen kleinen Crashkurs zum E-Mountainbiken. Auch wenn ihr absolute Anfänger seid, keine Angst! Wer kein eigenes E-Mountainbike hat, kann sich überall problemlos eins ausleihen – es wird auf Größe und Gewicht perfekt angepasst. Mountainbike-Profi Kurt Exenberger bringt uns in einem kleinen Techniktraining die Basics bei. Mir schadet das auf keinen Fall. Wichtigste Lektion: immer mit beiden Händen gleichzeitig bremsen – und zwar lediglich mit zwei Fingern! Die Arme breit in der „Gorilla-Stellung“ und den Blick weit genug voraus.
Dann geht es auch schon in den kleinen Parcour: Kurven fahren, Vorderrad hochziehen, Schotter und Hindernisse fahren und einiges mehr. Hauptsache man lernt sein Bike ein bisschen kennen und bekommt ein Gefühl dafür. Da ich meines vor Ort ausgeliehen habe, war mir das echt wichtig, denn alle Bremsen und Motoren funktionieren ein wenig unterschiedlich und auf die Nase fallen wollte ich diesmal nicht.
Tag 1: mit dem E-Mountainbike von Brixen nach Oberndorf
Am nächsten Morgen starten wir morgens zur Tour. Und natürlich geht’s erst mal nach oben. Weit nach oben! Aber es ist schon verrückt, wie flott man mit so einem E-Antrieb an Höhe macht. Anfangs habe ich mich auch kaum getraut, den Anschub richtig hoch zu schalten, da ich Angst hatte der Akku könnte nicht ausreichen. Also habe ich feste gestrampelt. Dem ist aber zum Glück nicht so, wie ich dann an Tag 2 festgestellt habe (es kommt natürlich immer darauf an, in welcher Stufe und Gang man fährt, außerdem auf’s Gewicht und das Rad). Aber es ist sowas von komfortabel!
Heute steht der KAT Bike von Brixen im Thale nach Oberndorf auf dem Programm. Verfahren könnt ihr euch kaum, es geht einfach immer den Schildern nach. KAT ist übrigens die Abkürzung für Kitzbühler Alpen Trail.
Von Brixen geht es hoch zur Wiegalm auf rund 1500 Metern. Mein Blick schweift über schneebedeckte Gipfel und satte grüne Weiden, hier und da eine Kuhherde, die uns gelangweilt beim vorüber radeln mustert. Natur pur. Außer dem monotonen surren der Räder ist nur Vogelgezwitscher und der Wind in meinen Ohren zu hören.
Hinter der Wiegalm genießen wir kurz den traumhaften Ausblick aufs Bergpanorama, dann brausen wir auch schon wieder runter ins Tal nach Rettenbach. Ich nehme mit den anderen Mädels die Strasse (oder besser gesagt, den Schotterweg). Jene aus der Gruppe, die schon mehr Erfahrung haben, den Wiegalmtrail, der es jedoch in sich hat. Man sollte mit seinem Bike schon umgehen können! Aber egal ob ihr absolute Anfänger oder Downhill-Cracks seid, auf dem KAT-Trail gibt es stets entsprechende Varianten.
Wir radeln einmal gemütlich durchs Örtchen durch und schon steht der nächste Anstieg an: hoch zur Ochsalm. Die Motivation steigt, denn oben erwartet uns die Mittagspause. Die Hütte ist super gemütlich, bietet einen traumhaften Ausblick und das Mittagessen kann ich euch wirklich nur wärmstens empfehlen! Insbesondere den Kaiserschmarrn mit frischem Zwetschgenmus (ich glaube es war der beste, den ich je hatte). Und wenn man sich die Pfanne mit den Mitradlern teilt, kommt man danach auch noch den Berg hoch.
Wichtigster Bike-Tipp: Lasst euch unbedingt das Rad richtig einstellen! Mein Sattel war die ersten Stunden einfach zu tief eingestellt und das ging komplett auf die Knie! Nachdem wir es eingestellt hatten, war’s viel besser und auch weniger anstrengend den Berg hoch. Habt ihr einen flexibel einstellbaren Sattel – bergab runter damit.
Auf dem Weg hoch zur Ehrenbachhöhe
Am Nachmittag nehmen wir noch eine ordentliche Steigung über die Ehrenbachhöhe zum Hahnenkamm – vermutlich erscheint mir der Anstieg aber nach dem leckeren Mittagessen einfach nur anstrengender als der Vormittag. Vom Hahnenkamm geht’s mit noch mehr tollen Ausblicken runter nach Kitzbühel. Wir radeln gemütlich durch’s Städtchen, das proppenvoll mit Besuchern ist – da sind mir die einsamen Trails und Berghütten doch viel lieber.
Der Römerweg zieht sich wunderschön und gemütlich durch grüne Weiden und die Anstrengung der Höhenmeter fliegt davon wie der Wind. In Oberndorf machen wir noch einen klitzekleinen Stop bei Anita und Silvias Backstube für ein Joghurteis bevor wir an unserem heutigen Etappenziel, dem Penzinghof, ankommen. Als ich vor dem Hotel vom Rad steige, bin ich ganz schön platt aber glücklich. Alles in allem sind wir rund 50 Kilometer gefahren, mit 1700 Höhenmetern und einer Fahrzeit von 6 Stunden.
Unser Gepäck steht schon im Zimmer, dank bequemen Koffertransport, bequemer kann man kaum ankommen. Ein kurzer Abstecher in die Sauna und den Pool lockert meine müden Beine und den Allerwertesten, der genug vom Sattel hat, bevor es zur nächsten Runde Essen geht. So ein Tag auf dem Bike macht hungrig. Hungrig und müde. Als ich am Abend in mein riesiges Bett kippe, bin ich binnen Sekunden eingeschlafen.
KAT Bike: von Oberndorf nach Fieberbrunn
Zugegeben, es fällt mir schwer, mich aus dem allzu gemütlichen Bett zu rollen. Ich hätte nichts gegen einen Tag Entspannung und Wellness, mein Allerwertester noch viel weniger. Aber die nächste Etappe steht an.
Nach einem ausgiebigen, leckeren Frühstück (verpasst auf keinen Fall das Birchermüsli!) steigen wir auf die Bikes. Wir treten ordentlich in die Pedale, es geht über Waldwege nach oben. Der Nebel hängt zwischen den Nadeln, die Stimmung ist mystisch, der Morgen wunderschön. Als die Sonne durch die Wolken bricht, erreichen wir die Angerer Alm.
Ausblick von der Angerer Alm ins Tal
Foto-Tipp: Meine Bilder habe ich dieses mal ausschließlich mit meinem iPhone 11 Pro Max gemacht. Beim Biken war mir meine übliche Sony Systemkamera* einfach zu groß und schwer. Das iPhone hingegen war perfekt – wie immer. Passt einfach in die Jackentasche und ist schnell zur Hand (selbst beim Fahren – was ich natürlich niemals empfehlen würde ;) Aber auf gar keinen Fall bergab).
Hier kehren wir nur auf eine kleine Kaffeepause ein – und zum Batterie laden; eine unserer Mitradlerinnen hatte vergessen nachts den Akku anzustecken. Aber auf den Berghütten könnt ihr immer problemlos nachladen, wer knapp mit dem Akku ist, sollte also das Ladegerät nicht vergessen. Wenn ihr später an der Alm vorbei kommt, bleibt zum Mittagessen, das Essen wurde uns wärmstens empfohlen. Ebenso könnt ihr auf der Angerer Alm übernachten und am Abend das Dinner genießen, die Hüttenwirtin ist ausgebildete Sommelier und der Weinkeller beherbergt einige echte Schätze. Da wir noch eine ordentliche Tour vor uns hatten, gab’s diesmal nur die optische Führung in den Gewölbekeller.
Von der Angerer Alm radeln wir kurz rüber zum Schlosserbergsee – mein persönliches Highlight des Vormittags. Die Wasseroberfläche ist spiegelglatt und reflektiert das Bergpanorama. Hier könnte ich es aushalten. Bergfeeling und Erholung pur.
Wir düsen runter nach St. Johann in Tirol, auch auf dieser Route könnt ihr wieder entscheiden, ob ihr den geschotterten Forstweg oder offroad den Trail nehmt. Ich bin mit dem Weg mehr als glücklich, für den Trail übe ich lieber noch ein bisschen.
Über St. Johann in Tirol radeln wir gemütlich am Fluss entlang nach Kirchdorf. Idylle pur zwischen satten Blumenwiesen. Und da der Weg ausnahmsweise einfach mal geradeaus geht, Erholung pur für die doch langsam müder werdenden Beine. In Erpfendorf biegen wir ab gen Berg und es geht wieder hoch – die finalen tausend Höhenmeter! Ja, richtig gelesen: 1.000 Höhenmeter bis zur Kalksteinalm.
Der Weg zu den Kalksteinalmen ist echt anstrengend, auch wenn’s hier recht flach aussieht
Der Aufstieg ist anstrengend und schier endlos, doch als wir die Baumwipfel hinter uns lassen, die Sonne uns ins Gesicht scheint, sich unter uns das Tal erstreckt, durch das wir eben noch geradelt sind und vor uns die Kalksteinalmen erstrecken, weiß ich wofür ich mich gerade so abgestrampelt habe. Fast fühle ich mich ein wenig ins Herr der Ringe Reich gebeamt. Vor uns erheben sich majestätisch die Loferer Steinberge glitzernd in der Nachmittagssonne.
Wir nehmen den KAT Biketrail Richtung Wintersteller Alm; irgendwo dazwischen endet der Schotterweg und wir jagen über saftige, weiche Wiesen. Was so viel Spaß macht! Ich habe ein fettes Grinsen im Gesicht – bis das echte Abenteuer an diesem Tag beginnt. Denn plötzlich holpern wir über einen nur noch schmalen Pfad aus Steinen und Wurzeln. Bis wir irgendwann absteigen und die Räder den immer unwegsam werdenden Pfad entlang schieben.
Offroad über grüne Wiesen macht am meisten Spaß
Der Weg wird schmaler und schmaler…
Denn die kurze Schiebestrecke zwischen der Gerstbergalm und der Winterstelleralm entpuppt sich zumindest für uns Mädels und den schweren E-Bikes als ziemliche Herausforderung. Diesen Weg solltet ihr wirklich nur nehmen, wenn ihr super erfahren seid oder ein paar echte Gentlemen dabei habt. Der Pfad ist super schmal und an einigen Stellen muss man die Räder über Baumstämme und hohe Steine tragen. Allein hätte ich das definitiv nicht geschafft (an dieser Stelle noch mal ein dickes Danke an Euch Jungs!).
Tipp: Wenn ihr euch dieses Abenteuer sparen wollt, nehmt einfach die Etappe E4 light, hier gibt es keine Tragepassage.
Nach diesem Abenteuer machen wir erst mal einen kurzen Fotostop am Gipfelkreuz und ein paar Höhenmeter abwärts über den gewundenen Forstpfad, an der Winterstelleralm. Selten war ein Holunder-Spritz erfrischender. Von dort geht es über Serpentinen hinab nach Fieberbrunn. Den Abstecher zum Pillersee lassen wir heute aus, als wir am Hotel ankommen, ist es bereits 19 Uhr.
Nach 44 Kilometern, 1600 Höhenmetern und 6 Stunden Fahrzeit bin ich noch platter als am Abend zuvor. Aber die Aussicht war es eindeutig wert!
Tag 3: zurück zum Anfang
Nach zwei Tagen Mountainbiken merke ich meinen Allerwertesten mehr als genug. Aber heute steht nur eine kurze Radtour an. Wir rollen mit den Bikes zum Bahnhof und nehmen den Zug zurück nach Brixen im Thale. Dort liefern wir die Räder ab und es geht zurück nach München.
Und wie ist so ein Wochenende Biken in den Bergen? Ganz ehrlich: es macht riesig Spaß! Klar, es ist auch anstrengend, aber in Sachen Kondition fand ich es total machbar, fährt man wirklich im niedrigsten E-Antrieb, kommt man schon mal ins Schwitzen, aber schließlich ist man auch radeln und nicht auf Kaffeeklatsch. Hätte mir mein Allerwertester nach zwei Tagen nicht so absurd weh getan (da lässt das gebrochene Kreuzbein grüßen), hätte ich auch nichts gegen einen dritten Tag auf dem Bike einzuwenden gehabt. Ich kann euch nur eine gute Radlerhose ans Herz legen (ich hatte diese und fand sie wirklich super); das nächste Mal nehme ich einfach noch einen Polster-Sattelbezug mit, dann steht dem Bike-Ausflug nichts mehr im Weg.
Alle Tipps für deine Mountainbike-Tour
Die wichtigsten Dinge, die ich dabei hatte:
- Bike Radlerhose*
Ein Muss wenn ihr länger auf dem Rad sitzt. - Regenjacke*
Nicht nur in den Bergen immer dabei; ich habe sie seit Jahren (nur in einer anderen Farbe) und würde sie immer wieder kaufen. - Fleecejacke*
Leicht und einfach zu verstauen. Wenn’s bei der Abfahrt ein bisschen kühler wird. - Trinkflasche*
Könnt ihr an jeder Hütte mit frischem Wasser auffüllen. - Rucksack*
Mittelgroß, mit Netzrücken und seitlichem Flascheneinschub.
Ihr könnt ganz einfach mit dem Zug in die Kitzbüheler Alpen fahren. Die Verbindungen sind schnell, umweltfreundlich und wirklich komfortabel. Egal ob ihr von Hamburg oder München anreist, die Strecke ist auf alle Fälle stressfreier als mit dem Auto und ihr könnt gleich die tolle Aussicht genießen. Ihr könnt sowohl Tickets mit der Deutschen Bahn als auch dem ÖBB buchen, teils kosten die Tickets nur 19 Euro – die Preise könnt ihr am besten über Omio* vergleichen und das Ticket buchen. Einen super Überblick welche Verbindungen es zu welchen Ort gibt, findet ihr hier.
Wenn ihr jetzt auch Lust auf Mountainbiken in den Kitzbüheler Alpen habt, kann ich euch eine Mehrtagestour nur empfehlen. Der KAT Bike bietet das ultimative Allround Bike-Erlebnis. Wie lang eure Tour sein soll, liegt bei euch – ihr habt die Wahl zwischen 3 oder 4 Etappen, einfach oder schwierig. Auf jeder Etappe könnt ihr entscheiden ob ihr die Anfänger oder Crack-Tour nehmt, ob ihr die 45 oder 55 Kilometer Strecke fahrt (es gibt auch weitere Abkürzungen), 1700 oder 2000 Höhenmeter macht.
Besonders praktisch fand ich, den Gepäcktransport. So muss man sich wirklich um gar nichts kümmern und kann die Bike-Tour in vollen Zügen genießen. Um am Ende wieder an euren Ausgangsort zurück zu kommen, gibt’s im letzten Hotel ein Bahnticket, das natürlich auch fürs Rad gilt. Wenn ihr das Rundum-Sorglos-Paket mit Hotels und allem drum buchen wollt, alle Infos hierzu findet ihr auf der offiziellen KAT Bike Seite.
Mountainbike oder E-Bike?
Ihr könnt die Tour ganz gemütlich mit E-Bikes fahren oder auch mit normalen Mountainbikes – dann braucht ihr aber definitiv die bessere Kondition! Wer sich unsicher ist, kann auch einen Guide nehmen, man findet die Routen aber auch problemlos selbst.
Alternative zum KAT Bike – der KAT Walk
Ach so und wer kein großer Mountainbike-Fan ist – den Kitzbüheler Alpentrail gibt’s auch als Wanderroute! Ganz bequem von Hotel zu Hotel, nur eben zu Fuß. Vielleicht probier ich das nächstes Jahr mal mit Max zusammen. Die Kitzbüheler Alpen sind ein echter Geheimtipp und von München super easy zu erreichen. Im Sommer gibt es rund 1000 Kilometer Rads-Strecken und über 2.500 Kilometer Wanderwege. Es gibt also noch mehr als genug zu entdecken.
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