In Mexiko haben wir es lang „ausgehalten“. Ich bin ja schon seit ein paar Jahren großer Fan, Max ist’s jetzt auch. Aber irgendwann wollten wir dann doch weiter nach Guatemala. Tja, und dazu brauchten wir mehr als einen Anlauf.

Manifestaciónes und geschlossene Grenzen

Morgens um 7 Uhr sitzen wir mit gepackten Taschen in der Lobby und warten auf den Minivan der uns zur Grenze bringen soll. Der Fahrer kommt mit einer Stunde Verspätung, wirkt angespannt. Auf dem Weg zur Grenze gäbe es Proteste. Wir juckeln ans andere Ende der Stadt, holen eine weitere Reisende ab, als das Telefon des Fahrers wieder klingelt. Die Grenze ist zu. Proteste in Mexiko und auch in Guatemala. Na herzlichen Dank. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Aber hey, was wäre eine Mexikoreise ohne Demonstrationen? Wir fahren also zurück zum Hotel und checken erneut ein. Bleiben wir halt eine Nacht länger.

Am Abend ist immer noch nicht sicher, ob am nächsten Tag die Grenze offen sein wird. Wir sollen uns auf Abfahrt 5 Uhr früh einstellen. Dann doch 7:30 Uhr… Mal schauen ob wir dieses Mal weiter kommen.

Versuch Nummer 2, auf nach Guatemala

Gespannt sitzen wir also am nächsten Morgen wieder an der Tür und warten auf den Van. Der kommt, lädt uns ein und fährt uns ans andere Ende der Stadt. Da steigen wir wieder in einen anderen Wagen, holen noch ein paar Mitfahrer ab und warten auf weitere. Um 9 Uhr ist der Minivan endlich voll und wir verlassen San Cristobal. Die ersten Mitreisenden machen bereits Revolucion (weil’s nicht losgeht), ich bin schon froh überhaupt im Bus zu sitzen. Die Fahrt zur Grenze führt durch ein malerisches Bergpanorama.


Straße zur Grenze – das ist was wir wollten

Die Ausreise ist die schnellste, die wir je hatten. 500MEX-$ pro Nase (~24€) und zack ist der Stempel im Pass. Zu Fuß geht’s über die Grenze.

Grenze zw. Mexiko und Guatemala Schön ist sie nicht diese Grenze – aber man kommt schnell und einfach von einem ins andere Land

Weitere 25 MEX-$ (1,20€) und wir sind in Guatemala. Bienvenidos!
Tja und wer denkt, das war’s, hat die Rechnung ohne die guatemaltekischen Straßen gemacht. Erst mal sitzen wir eine Stunde an der Grenze und warten auf den nächsten Van. Der kommt natürlich mit einer Stunde Verspätung. Um 15 Uhr gehts dann endlich los, rein nach Guatemala.

Straßen in Guatemala – welche Straßen?!

Ich hatte gelesen, wie schlimm die Strassen in Guatemala seien und wundere mich ein wenig über die fast schon komfortable Fahrt. Eindeutig zu früh gefreut. Nach etwa einer Stunde gibt es einfach gar keinen Straßenbelag mehr. Wir kriechen im Schneckentempo durch Schlaglöcher und Wasserlöcher, Zentimeter am Gegenverkehr vorbei.

Straßen in Guatemala
Mehr Schotterpisten als Straßen 
Mehr Pfützen als Straßen in Guatemala
Kann man fast drin baden gehen – „Straßen“ in Guatemala

Der zweite Minivan, der mit uns gestartet ist, bleibt auf halbe Strecke mit plattem Reifen liegen.
Man sagt, man solle in Guatemala nicht in der Dunkelheit reisen. Zu gefährlich. Und zwar wegen der Strassenverhältnissen! Nicht wegen Überfällen, nein die Straßen bergen hier das höchste Gefahrenpotential.
An diesen Ratschlag halten wir uns direkt nicht. Die Strassen wechseln zwischen ziemlich neu und kaum existent, mal fahren wir 80 Stundenkilometer, dann eine Stunde lang mit 10 km/h.
Der Himmel wird dunkler und dunkler, der Fahrer sagt ungefähr zwei Stunden lang dass wir gleich da seien. In den Bergen hängt der Nebel so dick, dass man kaum etwas sehen kann. Unser Fahrer bleibt mit dem Fuß trotzdem hartnäckig auf dem Gaspedal.

Ach so, hatte ich erwähnt, dass man uns erzählte, wir kämen um 16:30 Uhr an? Haha, witzig. Am Ende brauchen wir für rund 200 Kilometer 5 Stunden.

Eine Seefahrt die ist lustig – oder auch nicht

Doch damit nicht genug. Denn wir fahren nicht direkt nach San Pedro, sondern nur nach Panajachel, eine der größeren Städte am Atitlán See. Von dort geht es mit dem Boot weiter. Ich erwarte eine Fähre, doch als wir im Dunkeln durch den Regen Richtung Anleger tappen, wartet dort ehr das Modell Nussschale auf uns.
Es ist dunkel, es regnet und ein kalter Wind pfeift uns um die Ohren. Wir mummeln uns in die Regenjacken und hoffen dass es endlich los geht. Doch stattdessen warten wir auf weitere Minivans. Und weitere Passagiere. Mit jeder Person, die aufs Boot steigt, sinkt dieses ein Stück tiefer – ebenso wie mein Herz.
Statt 28 Personen wie zugelassen, sind am Ende 38 auf dem Boot, inklusive ebenso vielen Backpacks, Koffern und Rucksäcken. Die Reling liegt nahezu auf Wasserhöhe und nach wenigen Metern sind wir klatschnass. Es schwankt, der Wind schiebt uns auf den See hinaus, die Lichter des Ufers verschwinden im Nebelschleier.

Im Boot wurde es eng
Das Foto entstand, da waren noch nicht mal alle Personen an Bord

Und das erste Mal habe ich wirklich ernsthafte Bedenken auf dieser Reise. Ernsthafte Bedenken!
Ich bin ja eigentlich ehr weniger ängstlich und immer der Meinung das wird schon gut gehen, aber auf diesem Boot in diesem Moment zweifle ich ernsthaft. Max ebenso. Also halten wir es wie die Philippinen – und fangen an zu beten. Ja, ernsthaft.
Einzig die beiden Iren, die während sie auf uns warten mussten schon das ein oder andere Bier getrunken haben (was auch anders), sorgen mit ihrem Ghettoblaster für Stimmung. Alle anderen haben die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und klammern sich irgendwo fest. Die beiden Iren grölen lauthals mit. Zumindest gehen wir fröhlich unter, denke ich noch und warte eigentlich nur darauf dass sie Highway to Hell anstimmen.

Doch dann leuchten plötzlich die ersten Lichter vor uns auf. Um 20:30 Uhr – nach 14 Stunden Reise – steigen wir am Anleger von San Pedro la Laguna mit zittrigen Knien aus der Lancha und sind unfassbar dankbar wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Guatemala beginnt zumindest spannend. Ich hoffe es wird nicht jeden Tag so!
Ach ja, den ersten Abend haben wir übrigens an der Hotelbar verbracht. Mit viel Vodka-Mango auf den Schreck.