Es schüttet wie aus Eimern, unser Schiff springt wie ein Ball auf den Wellen hin und her, die Gischt klatscht uns neben Regentropfen ins Gesicht. Ich fühle mich mehr wie in einer Achterbahn, statt auf offenem Meer. Und trotzdem empfinde ich Freude und Aufregung – wir sind nämlich auf Whale Watching Tour – auf der Suche nach Blauwalen!
Wir haben absolutes Shit-Wetter erwischt als wir uns von Mirissa aus auf die Tour zu den Walen machen. Nach kurzer Zeit sind wir ziemlich nass und ja, es wird noch nässer werden. (Natürlich haben wir die Regenjacken im Hotel gelassen, ist ja schließlich Sommer. Tipp: Regenjacken einpacken schaden nicht). Wir harren trotzdem auf dem Oberdeck des Schiffs aus, schließlich wollen wir ja Wale sehen. Über eine Stunde fahren wir auf’s offene Meer raus, ohne auch nur annähernd irgendetwas zu entdecken. Das Wetter wechselt zwischen Weltuntergangsstimmung und Bilderbuch-Sonnenaufgang.
Wir sind bereits um 5:30 aufgestanden, um 6 Uhr stand ein TukTuk vor der Tür, um uns von unserem Guesthouse zum Hafen von Mirissa zu bringen, den wir gegen 6:30 Uhr auf einem ordentlich großen Boot verlassen. Nachdem wir von der Elefanten-Safari in Udawalawe so begeistert waren, wollten wir natürlich noch die Chance nutzen, Wale einmal in Echt zu sehen. Also schaukeln wir jetzt bei leichtem Sturm und heftigem Regen übers Meer. Endlose Weite. Vom Festland ist längst nichts mehr zu sehen.
Ein Crewmitglied hält nach Walen Ausschau
Meine Augen schweifen über die Wellen, hier und da meine ich eine Flosse zu entdecken, doch meist sind es nur fliegende Fische. Immerhin hat es aufgehört zu regnen. An jeder Seite des Boots steht ein Crewmitglied und beobachtet aufmerksam das Wasser. Plötzlich dreht der Kapitän den Motor ab, das Boot schaukelt in den Wellen – und dann taucht die erste Rückenflosse aus der Gischt auf. Im ersten Moment denke ich, es sind ziemlich große, dunkle Delfine, doch einer der Jungs ruft immer wieder „Pilot Wale“. (Später mal Google gefragt und festgestellt dass wir Grindwalen begegnet sind – und so falsch lag ich gar nicht mit den Delfinen, sie gehören nämlich zur gleichen Familie.)
Grindwale sehen wir immer wieder an diesem Morgen
Wir schaukeln rund 15 Minuten auf den Wellen, während immer wieder kleine Wale auf- und abtauchen. Dann geht die Fahrt weiter. Immer wieder sehen wir nun Rückenflossen aus dem Meer auftauchen.
Das Wetter schlägt wieder um, es fängt heftig an zu regnen. Plötzlich beschleunigt unser Kapitän, wir brausen durch hohe Wellen, schlagen hart auf dem Wasser auf. Aufstehen ist kaum mehr möglich, ein großer Teil der Mitfahrer hängt über der Reling (und zwar nicht weil die Aussicht so schön ist). Und dann dreht der Kapitän auf einmal den Motor ab. Ich höre den Guide „biggest animals in the world“ über’s Deck rufen. Ernsthaft? Bekommen wir wirklich noch einen richtigen Wal zu sehen?! Ich bin aufgeregt, gebannt starren wir auf’s Wasser. Regen klatscht mir ins Gesicht, Gischt durchnässt die Klamotten. Mit einer Hand klammere ich mich ans Geländer um nicht umzukippen, mit der anderen an meine Kamera.
Blauwale – die größten Lebewesen der Welt
Und dann, eine Wasserfontäne. Ein riesiges graues Etwas taucht aus den Wellen, spritzt Wasser und weg ist es wieder. Wow. Ich bin sprachlos. Ein Blauwal!
Ein Blauwal – das größte Säugetier der Welt
Die nächsten 15 Minuten herrscht Schweigen auf Deck. Jeder sucht konzentriert die Wasseroberfläche ab. Rund 20 Minuten können Blauwale unter Wasser bleiben. Und dann taucht er wieder auf. Pustet, wälzt sich und taucht mit erhobener Flosse wieder ab. Welch wunderschöne Tiere! Die Menschen auf unserem Boot jubeln und klatschen als sei gerade die Queen persönlich vorbeigetaucht. Aber irgendwie sind Wale ja ziemlich majestätisch.
Blauwale können bis zu 33 Meter lang werden und bis zu 200 Tonnen wiegen. Und nun die traurige Nachricht: heute geht man davon aus, dass nur noch 10-20.000 dieser unglaublichen Tiere leben. Internationale Schutzbestimmungen gegen den (Blau)Walfang gibt es nämlich erst seit den 70er Jahren, leider viel zu spät.
Vier Mal können wir das riesige Tier vor unserem Boot beobachten. Ein unglaublicher Glücksfall. Als wir später abdrehen sind wir zwar ziemlich durchweicht, aber auch ziemlich glücklich. Wir machen uns auf den Rückweg Richtung Insel. Und wäre es nicht schon genug, flippt ein Schwarm Delphine an unserem Boot vorbei und begleitet uns eine Weile.
Gegen 12:30 Uhr werfen wir den Anker im Hafen von Mirissa. Patschnass bis auf die Knochen durchweicht, aber verdammt glücklich. Und ebenso glücklich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch wenn wir nicht seekrank geworden sind, für heute hat’s genug geschaukelt.
Alles über Whale Watching in Mirissa:
Wir waren mit dem Boot von Eagle Eye unterwegs. Die Jungs machen ihrem Namen alle Ehre und haben wirklich viele Tiere entdeckt. Das Boot ist in einem sehr guten Zustand und schnell – wir waren jedes Mal vor allen anderen Booten in der Nähe der entdeckten Walen. Der Kapitän ist verantwortungsvoll gefahren und hat genügend Abstand zu den Tieren gehalten, um nicht unnötig mehr in ihren Lebensraum einzugreifen. Mit 6500 LKR ist die Tour nicht billig, aber jeden Rupee wert!
Das Boot ist groß, es gibt genügend Schwimmwesten und ausserdem Frühstück (kein Gourmet, aber ok). Für die kleineren Boote zahlt man etwa 5000 LKR, ich denke aber, man spürt den Wellengang noch heftiger. Die kleinen Boote fahren den großen hinterher und trudeln meist zuletzt bei den Tieren ein. Insgesamt waren an diesem Morgen etwa 5-6 Boote draußen. Wir würden sofort wieder das große, teurere Boot buchen.
Bonus: Wie sicher sieht man Wale?
Wenn man keine Wale sieht, darf man am nächsten Tag noch mal kostenlos mitfahren. Die Tour dauert zwischen 3-6 Stunden, je nachdem wann sich die Wale blicken lassen.
Beste Zeit für Whale Watching in Sri Lanka:
Auf Sri Lanka ist Mirissa der Hotspot für Walbeobachtungen. Zwischen Dezember und April stehen die Chancen gut, an der Südspitze Sri Lankas Wale sehen zu können. Alternativ könnt ihr in Trincomalee oder Kalpitiya auf Waltour gehen.
Hoteltipps für Mirissa?
Wir haben im Braveresort Mirissa* übernachtet und können euch das Guesthouse auch empfehlen.
Was tun in Mirissa?
Ganz klar: Beachen! Der Hauptstrand in Mirissa ist recht belebt, dafür gibt es jede Menge Bars und Restaurants. Aber es gibt auch ruhige Traumstrände. Mehr dazu findet ihr hier: Die schönsten Strände auf Sri Lanka.
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