Wir ruckeln durchs Sri Lankische Hochland. Vorbei an grünen Teeplantagen, nebelverhangenen Bergen und kleinen Dörfern. Menschen winken beim vorbei fahren, der Wind bläst durch die offnen Fenster und Türen. Es wackelt, schaukelt und tutet. Wir sind mit dem Zug unterwegs, einem süß-aussehenden, nostalgisch-blauen Zug, der mit rund 30 km/h von Kandy nach Ella durch die Kurven ruckelt.
Zug fahren ist auf Sri Lanka eins der idyllischsten Dinge, die man tun kann. Oder auch eins der anstrengendsten, nervigsten – wenn der Zug heillos überfüllt ist.
Wir steckten da irgendwo zwischendrin…
Die schönste Zugstrecke Asiens?
Die vielgelobte schönste Zugstrecke Asiens – von Kandy nach Ella – haben wir ehrlich gesagt als ziemlich anstrengend empfunden. Der Zug war völlig überfüllt, in Kandy drückte man so lange, bis alle drin waren. Kinder wurden durchs Fenster reingereicht (ernsthaft!). Was ein Erlebnis. Nach drei Stunden hatte ich immerhin einen Sitzplatz ergattert. Nach 5 Stunden sogar einen am Fenster mit Max nebenan. Ja, dann war’s schön.
Tipp: wenn ihr zur Highseason nach Sri Lanka reist, reserviert eure Zugtickets so früh wie möglich! Bei uns waren sämtliche Strecken für 4 Wochen bereits ausverkauft. Ein normales Ticket bekommt man jeden Tag noch, die Züge sind aber mehr als voll; voll gibt es auf Sri Lanka nämlich nicht, da geht immer noch was.
Frische Luft hilft im überfüllten Zug – vorausgesetzt man kommt bis zur Tür
Nebel und kühle Luft im Hochland Sri Lankas
Ella – der Hotspot im Hochland
Als wir nach 7 Stunden Bahn fahren durchgeschüttelt in Ella ankommen, sind wir einfach nur froh, uns die Beine vertreten zu können. Unser Guesthouse liegt ein paar Straßen vom Bahnhof entfernt, auf der Kuppe eines steilen Bergs. Wir werden jedoch super herzlich empfangen und erst mal mit einem Kännchen Tee auf der Terrasse verwöhnt. Die Hauskatze ist mir gleich sympathisch.
Ich will ehrlich sein, Ella ist ganz schön touristisch. An jeder Ecke und auf jedem Hügel wird gebaut. Und doch fühlen wir uns sofort wohl. Es gibt dieses Phänomen, diese kleinen, einst abgelegenen Nester, die irgendwann von den Touristen entdeckt und bevölkert werden, aber trotzdem irgendwie noch heimelig sind und dieses gewisse Etwas haben. Wo es gutes Essen gibt, das ein oder andere hippe Cafe und nette Menschen. Vielleicht liegt’s auch an der wunderschönen Natur drum herum, Berge soweit das Auge reicht, Wälder und Teeplantagen. Das Klima ist mild und kann abends auch ein bißchen frisch werden. Es lohnt sich auf alle Fälle ein paar Tage in Ella zu bleiben!
Wir waren uns auf Anhieb sympathisch
Teefelder und Lipton Seat
Natürlich wollten wir uns die wohl bekanntesten Teeplantagen der Welt nicht entgehen lassen: Lipton’s Seat. Ja genau, der Lipton, der mittlerweile mehr für seinen (klebrigen) Eistee berühmt ist, der Brite, der irgendwann Ende des 19.Jahrhunderts Teeplantagen auf Sri Lanka gekauft und damit weltberühmt geworden ist. Ich liebe Tee und daher wollte ich unbedingt in die Teeplantagen fahren.
Lipton’s Seat, die Teeplantagen mit Aussichtspunkt liegen in den Bergen Nahe Haputale, an der Bahnstrecke zwischen Ella und Nuwara Eliya (die Stecke, die wir tagszuvor im völlig überfüllten Zug gefahren sind. Umso mehr genießen wir nun die Zugfahrt – ohne Gepäck und in einem nur halb gefüllten Zug.
Zugfahren auf Sri Lanka kann wirklich idyllisch sein
Am Bahnhof in Haputale kann man sich ein TukTuk nehmen oder man läuft halt. Ja, die Strecke ist ganz schön weit, aber spannend. Dank Abkürzungen sollen es nur 7 km sein, über die Strasse sind es jedoch 17km! Einziges Problem: man muss die Abkürzung finden. Wir laufen also erst mal los, Richtung Teeplantagen. Kaum ist man aus der Stadt raus, ist es grün. Dunkelgrün schimmern die Teepflanzen in der Sonne.
Nach etwa 2 Kilometern stoppt ein TukTuk-Fahrer und bietet uns seine Dienste an. Wir lehnen dankend ab. Und was macht er? Bietet uns an, uns ein Stück mitzunehmen – kostenlos – er würde ohnehin in die Richtung fahren. Wir freuen uns und springen hinten rein. Ja, so sind die Menschen auf Sri Lanka. 3 Kilometer weiter steigen wir wieder aus. Teeplantagen so weit das Auge reicht. Erst mal ab ins Feld und ein paar Fotos machen. Die Sonne scheint, die Blätter leuchten hell- und dunkelgrün und weit und breit sind keine Menschen zu sehen.
Wir setzen unseren Weg auf der Straße fort. Plötzlich stoppt ein kleines Auto mit einem jungen Paar – ob wir mit zu Liptons wollen? Ob wir einsteigen wollen? Ja klar! Auf dem Rücksitz liegt ein Brautkleid – vorgestern war die Hochzeit! Wir crashen scheinbar gerade die Flitterwochen. Die beiden sind ehrlich gesagt unser Glück, der Weg bis zu Lipton Seat ist verdammt weit (und die Abkürzung haben wir immer noch nicht gefunden). Idyllisch schlängeln sich die schmalen Serpentinen durch endlose Teeplantagen. Je höher wir kommen, desto nebliger wird es. Und dann sind wir da. Und es ist so ganz anders als erwartet.
Die berühmtesten Teeplantagen der Welt
Irgendwie war ich ja der Meinung, auf dem Hügel würde sich eine Teefabrik befinden. Oder ein schickes Café. Oder zumindest irgendwas spektakuläres. Aber nein. Es gibt ein Schild, eine Figur von Herrn Lipton, einen Aussichtsturm und einen winzigen Schuppen in dem man eine Tasse Tee trinken kann. Sehr authentisch, wenig stylisch. Irgendwie hatte ich mehr britischen Chic erwartet. Aber gut, Herrn Liptons Zeiten sind schon ein Weilchen her. An diesen Ort hat er übrigens seine wohlsituierten englischen Gäste zum Picknick eingeladen, um die Aussicht zu präsentieren.
Ein Foto mit Herrn Lipton darf natürlich nicht fehlen
Apropos Aussicht, von der jeder so geschwärmt hat. Diese spektakuläre Aussicht über die berühmtesten Teefelder der Welt. Theoretisch ist diese Aussicht sicherlich spektakulär – wenn man denn was sieht… Bei uns beschränkte sich die Aussicht dann ehr auf die nächste Umgebung, Danke liebes Wetter. (Irgendwie scheinen wir einen nicht ganz freiwilligen Faible für Berge und Nebel zu haben).
Hinter dem Nebel versteckt sich angeblich eine atemberaubende Aussicht
Ich kann schwer einschätzen, welchen Eindruck der Aussichtspunkt bei klarer Sicht hinterlässt. Aber ehrlich gesagt fand ich den Hype um diesen Ort etwas übertrieben. Die Teeplantagen am Hang weiter unten sind fast noch ein wenig schöner. Und durch die Berge hat man eine wunderschöne Aussicht. Wer also nicht bis zum obersten Punkt schnaufen will: weiter unten ist es auch sehr schön!
Auf halbem Weg gibt es dann übrigens eine Teefabrik, die man für 250 Rs besichtigen kann. Machen wir dann doch nicht, wir waren bereits in Kandy in einer. Den restlichen Weg legen wir auf Schleichwegen (die man von oben kommend viel leichter findet) und mit dem Bus zurück. Ab der Teefabrik fährt ein großer Bus nach Haputale, ebenso gibt es einen kleinen Bus von der Teefabrik zum Lipton Seat. (Die TukTuk-Fahrer wissen natürlich nichts von einem Bus…). Der Bus ist meistens mehr als überfüllt, trotzdem ein Erlebnis wert. Der Aussichtspunkt war zwar kein Highlight, trotzdem hatten wir einen der schönsten Tage – zwischen malerischen Teefeldern und überaus netten Menschen.
Tipp: Wenn ihr vom Bahnhof mit einem TukTuk in die Teeplantagen fahren wollt, klärt vorher unbedingt ob der Preis bis zur Teefabrik oder bis zu Lipton Seat gilt!
Nine Arch Bridge – die berühteste Brücke der Insel
In Ella darf natürlich ein Besuch der Nine Arch Bridge nicht fehlen. Das Symbol der Stadt, die berühmteste Eisenbahnbrücke Sri Lankas.
Wenn ihr Glück habt, kommt auch ein Zug vorbei (ca. 10:50 Uhr, gegen 12 Uhr kam ein weiterer). Von der Stadt aus läuft man etwa 20 Minuten zur Brücke.
So kommt man hin: Der Weg führt zunächst an der (doch recht hässlichen) Passara Road entlang. Hinter dem Ella Flower Garden Resort geht es rechts zum Little Adam’s Peak und links, immer die Passara Road weiter, zur Brücke. Am Tempel biegt ihr dann links ab und folgt dem schmalen Weg. Hinter dem See nehmt ihr die linke Abbiegung. Klingt erst mal kompliziert, aber theoretisch kann man sich gar nicht verlaufen – irgendwie führt jeder Trampelpfad zur Brücke.
Die Nine Arch Bridge ist wirklich sehenswert. 25 Meter hoch erhebt sich die Brücke zwischen Bergen und Teeplantagen. Der Name stammt natürlich von ihren 9 Bögen. Und die Brücke ist ein super Fotomotiv.
Und keine Panik, dieses Bild sieht gefährlicher aus als es ist. Die Mauer ist sehr breit und zwischen der Mauer und den Bahngleisen sind fast 1,5 Meter Platz. Und ein Zug in Sri Lanka erzeugt sogar weniger Fahrtwind als eine Tram in Berlin. Trotzdem wurde mir kurz ein wenig anders als der Zug auf die Brücke rollte – denn das Rumpeln lässt die ganze Brücke erbeben! Solltet ihr Bilder auf der Mauer machen wollen, passt bitte gut auf. Vergangenes Jahr sind wohl 5 Jugendliche abgestürzt. Mittlerweile patrouilliert die Polizei an der Brücke und passt auf, dass man keine Dummheiten macht. Auf dem Rückweg könnt ihr dann entweder wieder über den Berg gehen oder auf den Schienen nach Ella schlendern. Schienen werden auf Sri Lanka nämlich auch als Gehweg genutzt. Oft gibt es keine richtige Straße, also läuft man auf den Schienen, die sind von Dickicht frei geräumt und man kommt vorwärts. Viele Züge verkehren ohnehin nicht und man hört sie schon meilenweit aus der Ferne. Kommt der Zug näher, stellt man sich einfach ein Stückchen neben die Gleise, wartet bis der Zug passiert hat und dann geht’s weiter. Ihr werdet auf Sri Lanka immer wieder Menschen sehen, die auf den Bahngleisen unterwegs sind.
Was man noch machen kann:
Nebel in Ella ist nicht ungewöhnlich
Und sonst so in Ella?
Essen in Ella
Matey Hut
Hier gibt’s die besten Currys in Ella. Preis-Leistung ist unschlagbar, das Essen ist immer frisch und der Besitzer ist super nett. Es gibt nur 5 Tische, abends hat der kleine Laden von 17-19:30 geöffnet. Wenn das Essen ausverkauft ist, schließen sie auch früher.
Chill Cafe
DAS Café / Restaurant in Ella, hier ist immer was los. Im 3. Stock ist es am gemütlichsten, in den Sitzsäcken lässt es sich wunderbar aushalten und Tee trinken. Die Internetverbindung ist tagsüber super (sollte man arbeiten wollen), abends funktioniert sie ehr gar nicht mehr. Und die Currys sind wirklich lecker!
Übernachten in Ella
Mehr Bilder aus Ella
Warst du schon mal in Ella oder hast du noch Fragen zu Sri Lanka? Dann schreib mir gerne einen Kommentar. Solltest du noch mehr Inspiration für deine Sri Lanka Reise suchen, dann schau doch mal hier: alle Infos, Tipps und Artikel zu Sri Lanka.
Ich fand die geschwungene Straße zum Liptons Seat auch viel netter als den Aussichtspunkt selbst! Als wir dort waren, hat es sich täglich pünktlich um die Mittagszeit eingetrübt, das ist so ein Wetterphänomen rund um Haputale. Morgens Blauer Himmel danach Dunst und Wolken. Wir waren circa 5 Minuten oben und haben ein nichtvorhandenes Klo gesucht, und dann kamen die Wolken. Dafür hab ich ein cooles Zeitraffer-Video von den einziehenden Wolken machen können :)
Haha, wahrscheinlich ist die tolle Sicht nur ein Gerücht und eigentlich hat sie noch nie jemand „komplett“ gesehen, weil immer Nebel ist ;-) Das war schon verrückt da oben, wir konnten nicht mal mehr zum nächsten Baum schauen. Und weiter unten waren die Teefelder auch viel satter (vermutlich weil sie da Sonne abbekommen haben).