Chichen Itza ist nicht nur die berühmteste und am besten restaurierte Maya-Stätte in Yucatan, sondern auch eins der Sieben neuen Weltwunder – muss man also gesehen haben, wenn man schon in der Ecke ist. Gesagt, getan.
Ein Start mit Hindernissen
Wir wollten früh los nach Chichen Itza um den Besuchermassen zu entgehen. Irgendwie war das Glück an diesem Morgen aber nicht auf unserer Seite, der Wecker verweigerte seinen Dienst und wir wachten erst zwei Stunden später als geplant auf. Dann fuhr uns auch noch das Taxi Collectivo vor der Nase weg und wir mussten knapp eine Stunde warten bis wieder genug Fahrgäste da waren. Also schlugen wir gegen halb zwölf in Chichen Itza auf – perfektes Timing für Massenandrang und Gluthitze. Sonntags dürfen Mexikaner Chichen Itza kostenlos besuchen – hätten wir das mal gewusst… Aber was soll’s. Weltkulturerbe ist nun mal Weltkulturerbe und das muss man einfach gesehen haben.
Der Andrang ist verrückt
Wir schieben uns also an der endlos langen Schlange wartender Mexikaner vorbei um brav an der Kasse unsere (scheinbar wieder erhöhten) Touristentickets zu kaufen. 242Mex$ kostet der Eintritt – nicht übermäßig teuer für ein Weltwunder, aber wenn man bedenkt, dass es bis vor Kurzem noch die Hälfte kostete…
Chichen Itza ist Kultur von 0 auf 100
Fünf Minuten später stehen wir vor El Castillo. Die Pyramide des Kukulcán. Das riesige Hauptgebäude. Ein Start wie in der Formel1. Kein Geplänkel – sofort von 0 auf 100.
Diesen Anblick hat man gleich zum Start – sagenhaft
Die Pyramide ist beeindruckend, muss aber von innen noch viel beeindruckender sein, man hat nämlich zwei Tempel übereinander gebaut. Vermutlich erschien der erste nicht mehr groß genug. Leider darf man die Pyramide nicht mehr besteigen, nachdem eine Besucherin vor Jahren runtergestürzt und gestorben ist.
Generell darf man kein Bauwerk in Chichen Itza mehr betreten. Etwas ernüchternd, nachdem wir in Angkor auf jeden Tempel klettern und in jedes Loch steigen konnten. Aber nun ja, wenn es der Erhaltung der Ruinen dient – alles gut.
Clap your hands for Chichen Itza
Was sofort auffällt: Vor der Pyramide stehen zig klatschende Menschen. Dazu gleich mehr, zuvor ein bisschen Mathe:
Denn El Castillo ist eigentlich ein riesiger Kalender! Die neun Ebenen, die in der Mitte durch die Treppe geteilt werden, ergeben so 18 Plattformen, welche der Anzahl der Monate eines Maya-Jahres entsprechen. Jeder Monat hat 20 Tage – das muss man sich mal vorstellen, was das für’s Gehalt und die Wochenenden bedeuten würde! Könnten wir möglicherweise zum Maya-Kalender wechseln? *Träum* Nunja, zurück zum geschehen. Die 91 Stufen pro Seite ergeben am Ende mit der obersten zusammen 365 Tage. Zack, fertig ist der Kalender. Verstanden? Verrückt, oder?!
Der größte Kalender der Welt?
Ach so. Und warum klatschen die Leute wie verrückt? Beim Klatschen erzeugt das Echo den Klang eines Vogels! Allerdings kann scheinbar nicht jeder richtig klatschen. Die zig Guides können’s aber und vermutlich gehört es zur Gruppenbelustigung alle klatschen zu lassen.
Bauwerke so gut durchdacht, dass sie fassungslos machen
In Chichen Itza faszinieren so viele Dinge: wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel steht, sieht man den Schatten einer Schlange die Treppenstufen der Pyramide hinabkriechen – leider steht die Sonne nur im März und September so. Auch wenn wir dieses Spektakel nicht erleben konnten, bin ich immer noch fasziniert, wie man so etwas vor tausenden von Jahren berechnen und bauen konnte.
Alles in Reih und Glied
In einem anderen Gebäude hat man die Dachfenster so gebaut, dass man zu verschiedenen Zeiten verschiedene Sternbilder sehen konnte und somit wusste, wann welche Party (oder Anbetung) ansteht. Praktisch.
Und am Ende wird das Verliererteam geköpft
Außerdem gibt es auf der Anlage den größten Maya-Ballsportplatz Mexikos. Die Mayas haben scheinbar eine Art Fußball gespielt, nur mit Schlägern und Ringen statt Toren.
So sah ein Maya-Fußballplatz aus. Links und rechts gab es Ringe die als so etwas wie Tore fungierten
Diese Ringe waren die Tore – wie das Spiel wirklich gespielt wurde, weiß heute keiner mehr. Ziemlich sicher musste der Ball aber hier durch.
Verlierer wurden im Anschluss an ihre Niederlage geköpft. Uff, ganz schön rabiates Volk. Generell sieht man hier und da ziemlich blutrünstige Abbildungen oder das, was eben davon übrig geblieben ist.
Totenköpfe sind gefühlt noch das kinderfreundlichste was man in diesen Mauern finden kann
In der nachmittäglichen Gluthitze ist das Spielfeld noch spektakulärer. Wie konnten die hier noch Sport treiben?! frage ich mich, als wir uns von einem Millimeter Schatten zum nächsten schleppen. Die Sonne brennt erbarmungslos, die Luft flimmert und die Besuchergruppen die die außergewöhnliche Akustik im „Stadion“ durch klatschen und schreien ausprobieren, machen die Sache nicht gerade besser. Aber wir bekommen einen Eindruck wie ein Spiel auf diesem Platz gewesen sein muss: Eher kein Spaß!
Von diesem Platz aus lässt sich die Akustik besonders gut testen – zu Lasten der anderen Besucher
Vieles bleibt den Augen verborgen
Chichen Itza fasziniert, aber leider gibt es über viele Dinge nur Mutmaßungen. Außerdem kann man die spannendsten Dinge nicht mehr sehen, da man alle Gebäude nur noch von außen betrachten darf. Bei den Besuchermassen ist’s aber vermutlich besser. Chichen hat mich begeistert, aber nicht derart aus den Socken gehauen wie Angkor. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass Angkor einfach das Nonplusultra in Sachen Ruinen ist.
Was außerdem (eher negativ) auffällt: in Chichen Itza gibt es mehr Souvenierstände als Ruinen. Gefühlt ist jeder Weg mit Ständen gepflastert. Gegen Spätnachmittag wird einem der Kram dann für die Hälfte vom Preis regelrecht hinterher geworfen.
Bunt sind sie ja diese Stände – aber es sind viele und sie sind überall
Wer also Souvenirs kaufen möchte: Warten bis zum Nachmittag. Der (anstrengendste) Bestseller sind die Pfeifen, die wie brüllende Dinosaurier (oder so ähnlich) klingen. Und etwa jeder Verkäufer und jedes Kind hat so ein Ding am Mund. Die Verkäufer bekommen definitiv die gruseligeren Geräusche zustande (hin und wieder habe ich mich tatsächlich umgedreht, da ich dachte, dass irgendein blutrünstiges Etwas auf der Jagd auf uns zustürmt). Nach drei Stunden ist das Geräusch aber echt nervtötend. Kurz überlegt, meinen Neffen eine dieser Tröten zu kaufen, dann aber doch dagegen entschieden. Familienfrieden und so.
Mein Fazit: Chichen Itza muss man einfach gesehen haben. Der Ort fasziniert und verzaubert. Das nächste Mal fahren wir aber lieber Montags hin.
Alle nützlichen Infos rund um Chichen Itza
Früh aufstehen lohnt sich, so umgeht man die Massen und die Hitze.
Kopfbedeckung nicht vergessen – mucho sol!
Von Valladolid fahren regelmäßig Taxi Collectivos – sowohl hin als auch zurück. Abfahrt ist im Hof neben dem ADO-Busbahnhof. One Way kostet 30MEX$.
Auf dem Rückweg haben wir den Bus genommen. Etwas günstiger, fährt aber auch etwas länger.
Es gibt zwar gefühlt 1000 Stände, doch wirklich zu Essen gibt es nichts. Man sollte zumindest einen Snack mitbringen. Da es mitunter verdammt heiß werden kann empfehle ich genug Wasser einzupcken. Die Preise vor Ort sind ganz schön ordentlich – das kann man sich auf jeden Fall sparen.
Eintrittspreis: 242 MXN (ca.11€) pro Person
Vermeidet wenn möglich, Chichen Itza an einem Sonntag zu besuchen. Denn Sonntags müssen die Mexikaner keinen Eintritt für Sehenswürdigkeiten zahlen und dementsprechend voll ist es. Am Eingang gibt es direkt auf der rechten Seite 3 Kassen für Touristen (da diese einen höheren Eintritt zahlen). Wenn es richtig voll ist, müsst ihr euch also nicht an der langen Schlange anstellen – schaut euch einmal um oder fragt einen der Mitarbeiter. Wir standen erst mal 15 Minuten an der falschen Schlange an, bis wir die extra Kassen entdeckt haben.
Ihr plant eine Reise nach Mexiko? Dann schaut doch mal auf unserer Mexiko-Seite vorbei – dort findet ihr ganz viele Infos – welche Orte wir besucht haben, wo wir übernachtet haben sowie alle Blogartikel und viele weitere Tipps.
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