Wie heißt es so schön: Reisen bildet. Oftmals merkt man es gar nicht – aber man lernt jeden Tag Neues. In nun schon 111 Tagen Weltreise habe auch ich so einiges mitgenommen. Hier meine 11 größten Learnings:

  1. Wer nicht feilscht zahlt den Touristenpreis

    Feilschen. Eine Sache, die wir in Europa komischerweise fast nie tun, in Asien aber unerlässlich ist. Und nur weil ich aus Europa komme, brauche ich ja nicht den 5 bis manchmal 10fachen Preis zu zahlen. Also muss man feilschen. Und mittlerweile bin ich ganz gut darin. Wenn ich weiß, dass mich mein Gegenüber gerade abzocken will und nicht bereit ist zu Handeln – dann gibt es ohne jeden Zweifel an der nächsten Ecke den nächsten Verhandlungspartner. Definitiv der stolzeste Moment: als ich für eine Tricyclefahrt den Philippino-Preis gezahlt habe! Unbezahlbar.

  2. Besteck ist überbewertet

    Ja, man kann Butter auch mit Stäbchen aufs Toastbrot schmieren. Oder den Fisch mit einem Löffel essen (und zerlegen). Messer scheint man speziell in Asien generell nur zum Zerlegen (von großen Dingen) zu verwenden. Definitiv nicht zum Essen. Nur das mit-den-Fingern-Essen – daran habe ich mich auch in 111 Tagen noch nicht angefreundet.

  3. Frühstücksgewohnheiten

    Die sind in Asien ja doch recht anders als ich das am liebsten mag. Müsli gibt es nahezu gar nicht, Toast fast immer. Mit Suppe und Reis kann ich auch noch ganz gut auskommen. Dass man allerdings das Toastbrot erst mit Margarine und Marmalade beschmiert und dann in den Toaster steckt, kann ich immer noch nicht verstehen.

    Geschmiertes Toastbrot in Toaster

  4. Improvisiert funktioniert (meistens)

    Fließend Wasser ist super – was eine Erfindung! Man dreht den Wasserhahn auf und kann sich waschen. Mittlerweile weiß ich das noch mehr zu schätzen. Aber zur Not tut’s auch der Eimer mit Schöpfkelle. Wenn der in der Dusche steht, hat das meist auch einen Grund! Kabelbinder um Stoßstangen von Bussen oder ganze Schiffsteile zu fixieren? Geht und geht in der Regel auch gut. Kein Kennzeichen für das Motorrad? Schreibt man sich selbst eins. Zu viel Gepäck und Fahrgäste für zu wenig Van? Mit einem Tau kann man alles auf dem Dach fixieren. (Nur relativ doof wenn’s anfängt zu regnen, aber hey, bezahlt ist ja schon). Kein Grund sich Gedanken zu machen – Improvisiert funktioniert.

    Kabelbinder am Bus
    Kabelbinder halten so einiges zusammen – sogar Bus-Stoßstangen

    Selbstgemaltes Nummernschild
    Kennzeichen am Motorrad noch nicht fertig? Schreiben wir uns selbst eins.

    Gepäck auf dem Dach
    Wenn man zu viele Touris in einen Van packt, passen die Koffer nicht mehr rein. Also ab aufs Dach.

  5. Reisen fordert Zeit, Gelassenheit und viel Geduld

    Schnell mal von A nach B oder am Abend den Flug nehmen? Reisen braucht Zeit! Und oftmals viiiieeel Geduld. Zumindest wenn man sich wie die Einheimischen fortbewegt. Es ist schon super wenn man ungefähr weiß, wann und wo man mit welchem Verkehrsmittel ankommen soll. Aber es geht auch ohne. Und irgendwie bin ich bislang immer angekommen. Die Nacht vor einem Flug übernachte ich mittlerweile aber doch lieber in der Stadt, in der der Flug auch abgehen soll – auch wenn es wertvolle Zeit kostet. Aber besser schon früher an Ort und Stelle zu sein als auf halber Strecke stecken zu bleiben.

  6. Auf Mc Donalds und Starbucks ist Verlass

    Nein, nicht in Sachen Essen oder Trinken (das nur im Worstcase). Ich bin nicht wirklich Fan dieser Ketten. Nur in einer Sache. Denn nichts geht über deren Sanitäranlagen. Egal wo man ist – bei Mc Donalds und Starbucks gibt es immer richtige Toiletten (ja, solche mit einer Kloschüssel), die meistens auch noch sauber sind!

  7. Bargeld ist gold wert

    In der westlichen Welt haben wir uns derart ans bargeldlose Zahlen gewöhnt, dass man kaum darauf achtet, wie viel Bargeld man dabei hat. Man kann ja überall abheben oder mit der Karte zahlen. Nicht aber wenn man reist. In manchen Ländern grenzt es an einer Tagesaufgabe einen funktionierenden Geldautomaten zu finden. Und spätestens wenn das Abendessen ausfällt und man kilometerweit laufen muss, weil es nicht mal mehr für ein Busticket reicht, lernt man: wenn es einen funktionierenden Geldautomaten gibt, heb (genug) Geld ab!

    Bankautomat

  8. Wir haben ein Plastikproblem

    Ich will gar nicht den Moralapostel spielen, aber Asien hat ein derbes Plastikproblem. Aus anderen Ländern kannte ich ja bereits die überproportionale Tütennutzung, auch aus Thailand. Aber was man in Vietnam, den Philippinen oder Taiwan macht, schockiert mich einfach nur noch. Jedes einzelnen Brötchen packt man einzeln in kleine Tütchen, diese dann wieder in eine größere Tüte. Getränkebecher sind ja schon problematisch genug, aber auch die packt man noch mal extra in eine Tüte. Muss ja komfortabel tragbar sein. Versucht man zu erklären, dass man keine Tüte braucht, wird man angeschaut wie ein Marsmensch und die Sachen natürlich trotzdem fein verpackt. Uff, ich bin echt ratlos.

    Plastiktüten

  9. Kleiderordnung: Bauchfrei

    Nein, ich spreche nicht über weibliche Bekleidung. Sondern über die von Männern! Asiatische Männer tragen keine kurze Hosen. Dafür aber bauchfrei. Hierfür wickeln sie ihr T-Shirts hoch und stolzieren bauchfrei durch die Gegend. Weshalb konnte mir bislang niemand erklären. Ist halt einfach so. In Vietnam schüttelte man vorzugsweise noch stolz seinen Speck mit den Händen. Aaahhh.

  10. Es findet sich immer ein netter Mensch der einem hilft

    Egal wo man sich auf der Welt befindet, man findet immer nette und hilfsbereite Menschen. Ich bin auf meinen Wegen schon so vielen Menschen begegnet, die mir ohne darüber nachzudenken geholfen haben – ich bin selbst immer wieder platt. Als wir neulich in Taiwans Bergen Wandern waren und uns klar wurde, dass kein Bus mehr zurück fährt, da kam Jimmy auf uns zu (der zumindest ein paar Brocken Englisch sprach) und organisierte uns bei einer taiwanesischen Familie (die gar kein Englisch sprach) eine Mitfahrgelegenheit zur nächsten Bushaltestelle. Wir mussten ihn nicht mal darum bitten. Oder der nette Mitarbeiter am Flughafen auf den Philippinen, der mein Schweizer Taschenmesser extra als zweites Gepäckstück aufgegeben hat. Oder der nette Mann, der uns in Vietnam zur nächsten Tankstelle schob, weil uns das Benzin ausgegangen war. DANKE! Danke an all die netten Menschen.

    Abschleppen auf Vietnamesisch

    Abschleppen auf Vietnamesisch

  11. Ich habe großes Glück

    Jeder der gerne reist, wird das hier nachvollziehen können. Und manchmal muss ich mich selbst noch kneifen, um es selbst glauben zu können: dass ich gerade wirklich um die Welt reise. Immer wenn ich mir das bewusst mache, wird mir klar, wie viel Glück ich habe. Und noch dazu, dass ich das mit meinem Mann tun kann. Wow. Das ist echt irre und ich weiß dieses Glück wirklich zu schätzen. Als ich vor kurzem einer Servicehotline-Mitarbeiterin sagte, dass ich sie schlecht verstehe, weil ich gerade in Taiwan sei, wurde mir das wieder einmal bewusst. Und wie großartig es ist, auf diese Art die Welt kennenlernen zu dürfen.