Wir lassen Siquijor hinter uns und wollen dem schlechten Wetter Richtung Bohol entkommen.

Mit Gottes Segen auf hoher See 

Zum 01.04. gab es einen Fahrplanwechsel lässt man uns am Ticketoffice am Hafen wissen – wir fragen uns, was für ein Fahrplan wohl gemeint sein könnte. Denn wann auf den Philippinen die Fähren fahren, das wissen in der Regel nur die Fähren und ihre Kapitäne selbst.

Ticketoffice SiquijorFarbenfroh und ausnahmsweise zuverlässig in Sachen Auskünfte – das Ticketoffice in Siquijor

Auf Siquijor war das Ergebnis unserer kleinen, (fast) repräsentativen Umfrage immerhin (fast) einstimmig, dass um 13 Uhr eine Fähre nach Bohol gehen soll. Also schultern wir früh genug unsere sieben Sachen und fahren mit einem überladenen Tricycle ganz philippinisch (und ein bisschen stolz auf unsere Verhandlungsfähigkeiten, dass wir kein überteuertes nur-für-uns-Fahrzeug brauchen) Richtung Hafen in Larena. Und zack, statt zwei Stunden zu Warten, sitzen wir dank des mysteriösen Fahrplanwechsels schon um 11 Uhr auf der Fähre.

Bevor es los geht schaltet man natürlich erst mal den Großbildfernseher ein (die sind auf den Philippinen so wichtig wie Frittierfett) und lässt einen Gebets-Einspieler laufen! Das nenne ich mal Gottvertrauen – ich hoffe, der Kapitän weiß auch was er tut… Danach läuft dann tatsächlich auch ein Sicherheitsviedeo – genau wie im Flugzeug. Und dann gleich noch mal der Gottesanruf. Ich hoffe also auf Gott und den Kapitän.

Nach zwei Stunden kommen wir heil und etwas durchgefroren (Klimaanlage am Anschlag) auf Bohol an. Und weshalb macht man sich auf den Weg nach Bohol? In der Regel wegen zwei Dingen: Äffchen (die keine Äffchen sind) und Schoko-Hügel (die nicht aus Schokolade sind).

Tarsier – die süßesten Nicht-Äffchen der Welt

Das kleine Ding schaut mich mit riiieeesigen Augen an. Direkt bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Haben wir den kleinen Kerl geweckt?! Tarsier sind DIE Tiere auf Bohol. Und extrem selbstmordgefährdet.

tarsier auf Bohol

Mini Exkurs: Der Tarsier

Nein, es sind keine Äffchen, sie sehen nur so ähnlich aus. Sie sind ungefähr so groß wie eine Handfläche, also winzig. Und sie klammern sich mit ihren winzigen Ärmchen und Beinchen an den Ästen fest.

So süß sie auch sind, traurig ist, dass die Tarsier vom Aussterben bedroht sind. Bis vor einigen Jahren hat man sie Touristen zum Fotografieren in die Hand gedrückt. Das macht man zum Glück nicht mehr. Tarsier sind nämlich extrem schreckhaft und können wortwörtlich vor Angst sterben. Sie sind nachtaktiv, weshalb man bei einem Besuch bei ihnen extrem leise sein muss.

Versteckter Tarsier

Übrigens können diese winzigen Dinger fünf Meter weit springen. Und ihre Augen sind verhältnismäßig 150 mal größer als beim Menschen. Ich glaube das macht sie auch so niedlich.

Philippine Tarsier Sanktuary

Wir schauen uns die kleinen süßen Tierchen mucksmäuschenstill in der Philippine Tarsier Sanktuary an. Ein Naturschutzgebiet, in welchem man versucht die Kleinen vor dem Aussterben zu schützen. Guides führen einen durch einen kleinen Dschungel und zeigen einem die kleinen Tierchen, die sich in den Bambussträuchern verstecken. Ohne unsere junge Guide hätten wir vermutlich kein einziges Tarsier entdeckt.

Allerdings bleibt irgendwie ein mulmiges Gefühl und ich überlege immer noch, ob es richtig ist, die Tarsier anzuschauen. Zwar stehen überall Hinweisschilder, dass man leise sein muss, nicht zu nah rangehen darf und sie auch nicht stören darf, aber nicht jede Reisegruppe hält sich an diese Regeln.

Hinweisschild - ruhe bitte

Ich hoffe zumindest, dass man mit dem Eintrittsgeld (ca. 1€ p.P.) weiterhin den Schutz der Tarsier ausbaut. Es wäre zu schade, wenn die putzigen kleinen Tierchen irgendwann nicht mehr da wären.

Schokohügel ohne Schoko

Und dann gibt es auf Bohol noch die Chocolate Hills. Eine Ansammlung von über 1200 halbkugelförmiger Hügel, die auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern stehen. Ihren Namen haben sie, weil sie sich in den Sommermonaten aufgrund der Trockenzeit braun färben und dann eben aussehen wie Schokolade.

auf dem weg zu den Chocolate HillsAuf dem Weg zu den Chocolate Hills kommt man zumindest in einem entzückenden Mahagoni Wald vorbei

Wir tuckern also zwei Stunden mit dem Roller zu den Schokohügeln und erklimmen die 220 Stufen zum Aussichtspunkt. Und was erwartet uns am Ziel unserer Reise? Regen – was sonst. Regen und kein Ende – dichter Nebel zieht über die Chocolate Hills. Wir haben also statt Schokohügel vielmehr Nebelhügel. Aber wir werden sicherlich nie vergessen, wie uns auf dem Aussichtspunkt der Regen ins Gesicht peitschte und wir trotzdem beim Fotografieren haben lachen müssen. Irgendwie haben die Hügel auch was bei Regen und Nebel.

chocolate hills auf Bohol

Chocolate Hills im Regen

Was kann man sonst von Bohol berichten?

Um ehrlich zu sein, nicht sehr viel. Bohol wird wohl nicht unsere Lieblingsinsel auf den Philippinen. Irgendwie wurden wir mit ihr nicht so recht warm. Wir haben auf Panglao gewohnt, einer extrem touristischen Halbinsel vor Bohol. Die Strände sind schön, aber es gibt definitiv viel schönere auf den Philippinen. Die Restaurants waren mäßig und überteuert, wie vieles auf Panglao. Alona Beach ist einfach nur touristisch und überlaufen, da waren wir zumindest froh, dass wir eine Unterkunft am wesentlich ruhigeren White Beach gebucht hatten. Im Vergleich zu den anderen Inseln hat uns Bohol bislang am wenigsten gefallen. Wenn man nur wegen der Schokohügel und der Tarsier kommt, kann man sich auch ein Hotel auf Bohol selbst nehmen. Außer den Stränden gibt es keinen wirklichen Grund auf Panglao zu übernachten. Die Fahrt vom Hafen nach Panglao ist entweder lang oder teuer – oder beides.

Trotzdem bin ich froh, dass wir auf Bohol waren. Die Schokohügel sind selbst im Nebel faszinierend. Und die Tarsier – ach was soll ich sagen – sie sind einfach sooo unfassbar putzig.

Tarsier - diese niedlichen nicht-Äffchen

UPDATE: Kurz nachdem wir die Insel Bohol verlassen hatten, gab es einen Angriff von Terroristen, bei dem es einige Tote gab. Es wurde viel in den internationalen Nachrichten darüber berichtet. Wir maßen uns nicht an, die aktuelle Sicherheitslage zu bewerten. Trotzdem können wir sagen, dass wir uns zu keiner Zeit unwohl oder unsicher gefühlt haben (weder auf Bohol, noch irgendwo anders).

Hauptansprechpartner wenn es um die Reiseplanung und Sicherheitslage geht, sollte immer das Auswärtige Amt sein. Einschätzungen die man irgendwo anders im Internet liest, sind nach unseren Erfahrungen in der Regel Schall und Rauch.