Manchmal ist das so eine Sache mit Vorstellungen, die man von einem Ort hat und der Realität die man dann dort vorfindet. So ging es mir auch bei unserer Tour nach Shifen und Jiufen. Ich hatte unzählige Bilder der kleinen Orte gesehen und zig mal gelesen, dass man unbedingt hinfahren soll, weil es doch sooo schön sei. Also haben wir uns von Taipei aus auf den Weg gemacht, um die angeblich so zauberhaften Örtchen im Nordosten Taiwans zu besuchen.

Die bunten Lampions von Shifen

Puh, was soll ich sagen über Shifen. Der Ort liegt nord-östlich von Taipei und ist winzig klein. Durchzogen von einem Gleisbett, spielt sich eigentlich alles, worauf es ankommt an und in diesem ab. Man kommt nach Shifen nämlich nur aus einem Grunde. Um einen Lampion mit guten Wünschen zu bemalen und steigen zu lassen. Ich hatte tatsächlich vor auch einen steigen zu lassen. Weil ich Lampions echt mag und weil gute Wünsche nie schaden können.

Das Lampions steigen lassen läuft immer nach demselben Muster ab:

  1. Aussuchen der Farbe

    Es gibt diese Laternen in allem möglichen Farben. Alle haben unterschiedliche Bedeutungen. Natürlich kann man diese auf diversen Schildern nachlesen – damit man auch weiß, was man da in die Luft gehen lässt.

    Lampions gibt es in allen möglichen Farben – jede Farbe hat eine Bedeutung

    Natürlich weiß man was man kauft – jede Farbe hat ihre Bedeutung

  2. Bemalen des Lampions

    Das Bemalen des Lampions ist natürlich das Wichtigste. Schließlich soll es nicht nur auf die Farbe ankommen, sondern es sollen auch die richtigen Wünsche in die Luft gehen. Die Menschen geben sich dabei in der Regel wirklich viel Mühe und sie haben Spaß. Zwar konnte ich fast nichts lesen (Chinesische Schriftzeichen), doch waren viele Botschaften zu sehen.

    Neben dem Gleisbett wird gemalt und gepinselt was das Zeug hält

  3. Posen im Gleisbett:

    Nachdem das Kunstwerk fertiggestellt ist, positioniert man sich damit im Gleisbett und lässt sich vom netten Lampionverkäufer in allen erdenklichen Posen fotografieren. Teilweise mutet diese Posingorgie recht skurril an – aber wir sind nunmal in Taiwan und da liebt man Fotos über alles.


    Ob mit dem Freund oder der Familie, das Foto vorm steigen lassen muss sein

  4. Lampion steigen lassen:

    Nachdem alle Fotos im Kasten sind, geht es um die Wurst. Der Lampion wird im Inneren angezündet und man lässt ihn endlich steigen. Dabei ist es schon fast ein kleines Wunder, dass die Dinger die umliegenden Häuser noch nicht in Brand gesteckt haben. Wir haben nicht nur einmal beobachtet, wie ein Lampion beim Start erstmal komplett gegen eine Häuserwand gerumst ist.


    Wenig Platz zwischen den Häusern – aber es wird schon gut gehen

Als wir dann aber in Shifen ankamen und die Tourimassen im Gleisbett sahen, habe ich meine Meinung doch noch mal geändert. Kein Lampion. Die Menschenmassen haben mich einfach abgeschreckt. Irgendwie hatte ich von Shifen eine idyllischere Vorstellung, die sich in der Realität dann als so gar nicht idyllisch und zauberhaft dargestellt hat.

Shifen ist überfüllt, überteuert und anstrengend

Hunderte Menschen stehen in einem Gleisbett, lassen sich mit einem bemalt-beschrifteten Lampion fotografieren, um ihn dann fliegen zu lassen. Nur zwei Mal pro Stunde ist kurz Ruhe. Dann wird das Gleis geräumt und ein Zug fährt durch. Nach wenigen Sekunden geht der Irrsinn aber wieder weiter. Dann springen die Menschen wie die Verrückten wieder ins Gleisbett und setzen da fort, wo sie unterbrochen wurden.

Hunderte Menschen quetschen sich ins winzige Gleisbett

Und sonst so? Shifen ist winzig. Es gibt einen Bahnhof, eine Brücke, Essensstände und Lampionverkäufer. Das war’s. Ach so, einen Wasserfall gibt es auch noch (ein wenig außerhalb). Den haben wir aber ausgelassen, irgendwie hatten wir keine Lust auf noch mehr Massen.

Ich konnte mich mit Shifen einfach nicht anfreunden. Macht aber nichts, es kann einem ja nicht überall gefallen. Auch wenn es auf den Bildern recht hübsch aussieht.

Und los geht die Reise gen Himmel

Nur ein Fleckchen im Ort war dann doch ganz hübsch. Eine kleine Straße die vom Gleisbett abgeht war geschmückt mit roten Lampions (nicht die zum Fliegen). Allerdings konnte man in der Straße außer einem Foto leider auch nicht mehr machen.

Lampions abseits des Gleisbettes

Ach ja, die abgestürzten Lampions liegen übrigens im Flussbett nebenan. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wünsche trotz sehr kurzen Flugs in Erfüllung gegangen sind.

Nach diesem eher ernüchternden Ausflug, haben wir uns auf den Weg Richtung Jiufen gemacht. Was uns dort erwartet hat liest Du hier.