Lange habe ich mich mit der Frage herumgeschlagen, ob es eine gute Entscheidung ist, für die ersehnte Weltreise den Job zu kündigen. Nach einigen Monaten auf Tour kann ich ohne Wenn und Aber sagen: Ja, es war die beste Entscheidung.

Dort hin zu kommen war allerdings mitunter die schwerste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich hatte so lange gekämpft und hart gearbeitet, um dahin zu kommen wo ich war – um diesen Job zu bekommen. Ist es gut alles aufzugeben und zu riskieren nur um die Welt zu sehen? Bekomme ich nochmal die Chance in diesem Job zu arbeiten? Was passiert, wenn mir etwas zu stößt? Wer ist für mich da wenn es mal nicht so gut läuft?

Bist du so weit deinen Job für eine Reise zu kündigen? Diese Fragen musste ich mir erst beantworten bevor ich den Schritt gehen konnte.

  • Macht mich glücklich was ich tue?

    Für mich ist dies die alles entscheidende Frage. Ist die Antwort ‚Nein‘, muss man dringend etwas ändern. Ich habe meinen Job immer geliebt – und tue das auch jetzt noch. Trotzdem war da etwas in mir, was mich unzufrieden und manchmal unglücklich gemacht hat. Da das Gefühl von Woche zu Woche, Monat zu Monat stärker wurde, habe ich mich entschieden Schluss zu machen. Es sollte kein Abschied für immer sein – ich wollte nur früh genug die Reißleine ziehen, bevor ich irgendwann wirklich nicht mehr zurück gewollt hätte. Ich wollte mir die Freude bewahren, die ich immer in meinem Job hatte. Um das tun zu können, musste ich aber erst mal Schluss machen.

    Wichtig: Manchmal sind auch Alternativen möglich – es muss nicht immer gleich die Kündigung sein. Oftmals gewähren Arbeitgeber Sabbaticals oder ähnliches. Vielleicht braucht man auch einfach eine neue berufliche Herausforderung oder Neuausrichtung – es gibt viele Wege.

  • Habe ich schon etwas erreicht / kann ich etwas vorweisen?

    Wer schon viel Erfahrungen im Job gesammelt hat und gut ist in dem was er macht, für den ist eine Kündigung leichter. Fest im Sattel zu sitzen gibt Sicherheit. Und Sicherheit aufzugeben ist immer erst mal schwierig – klar. Aber Erfahrung zu haben und gut zu sein kann auch die Sicherheit geben zu sagen: man ist jetzt zufrieden mit mir und irgendwann wird ein anderer Arbeitgeber wieder zufrieden mit mir sein (oder vielleicht sogar der alte!?). Also warum nicht kündigen und irgendwann wieder einsteigen?

    Und so war es bei mir:

    Bei mir war es genau so. Ich musste mir erst mal klar machen, dass ich schon richtig viel geschafft hatte und meine Erfahrungen mich auch nach der Weltreise für Arbeitgeber interessant machen werden.

    Aber was, wenn man noch nicht viele Erfahrungen gemacht hat oder noch nicht so fest im Job angekommen ist? Schwere Frage auf die es keine allgemein gültige Antwort gibt. Ich würde abwägen. Wie ist der Arbeitsmarkt in meiner Branche aufgestellt? Wie sind meine Aussichten?

    Persönlich würde ich mich aber nicht zu sehr vom Punkt Erfahrungen leiten lassen. Auf Reisen ändern sich möglicherweise ohnehin die Prioritäten und neue Erfahrungen kommen hinzu (oft zwar nicht die beruflichen, dafür aber andere).

  • Wer unterstützt mich?

    Menschen werden sicherer, wenn sie Unterstützung erfahren. Mit der Unterstützung anderer Menschen werden Entscheidungen wie eine Kündigung oder zu einer Weltreise aufzubrechen leichter. Natürlich kann Unterstützung auch finanzieller Art sein – aber darum soll es hier erst mal nicht gehen. Unterstützung im mentalen Bereich ist bei der Entscheidung zu kündigen viel entscheidender. Lebenspartner (sofern vorhanden) sind natürlich die ersten, von denen man sich Unterstützung erhofft. Am besten spricht man mit dem Partner / Partnerin bevor man eine Kündigung ins Auge fasst und den Gedanken reifen lässt. Ohne seine oder ihre Unterstützung wird es schwer solche Pläne durchzuziehen. Reden hilft, traut euch! Familie (Eltern, Geschwister…) können ebenfalls große Unterstützer sein. Wie steht es mit Freunden? Stehen sie hinter einem oder lassen sich sogar von den Plänen rund um eine Reise anstecken? Umso besser.

    Bei einem Schritt wie einer Kündigung für die Weltreise sollte man also auch darüber nachdenken, wen man einweiht und wer einem dabei Halt geben kann.

    Und so war es bei mir:

    Für mich war die Unterstützung meines Manns das Hauptkriterium. Er hat mich in meinen Entscheidungen bestärkt und das hat alles sehr viel leichter gemacht. Indem auch er gekündigt hat, kam mir der Schritt nicht mehr so radikal vor – Menschen sind dann ja doch irgendwie Herdentiere.

    Die zweite Unterstützung die ich erfahren habe und die mir wichtig war und ist: unsere Familien. Wir wissen beide, dass man uns auffangen würde, wenn uns etwas schlimmes zustoßen würde. Das soll nicht heißen, dass wir uns zurücklehnen und sagen: „uns kann nichts passieren, im Zweifel zahlen Mama und Papa“ – im Gegenteil. Aus dem Alter sind wir längst raus. Wir können schon ganz gut auf uns selbst aufpassen und unser Leben meistern. Es geht einfach nur darum, dass unsere Familien hinter uns stehen – das ist schon sehr viel Wert.

  • Kann ich es mir leisten – und wenn ja, wie lange?

    Auf diese Frage kommt man zwangsläufig wenn man über das Kündigen nachdenkt. Und sie ist eine der schwersten. Was wird mich eine Weltreise kosten und wann kann ich kündigen, um mir das alles leisten zu können? Die einfache aber leider eher unkonkrete Antwort: Das kommt auf die unterschiedlichen Situationen (Lebenssituation und berufliche Situationen) an, in denen wir alle stecken. Und ebenso sehr kommt es natürlich auf die Vorstellungen und Erwartungen an, die man vom Leben auf Reisen hat (bin ich bereit auf jeglichen Komfort zu verzichten, Hauptsache ich reise günstig oder lege ich wert auf ein privates Hotelzimmer?).

    Und so war es bei mir:

    Meine Startbedingungen waren (zum Glück) relativ gut, da brauche ich nicht drum herum reden. Als sogenannte DINKS (Double income, no kids) konnten mein Mann und ich Geld sparen. Wir haben uns in unseren Ausgaben reduziert und sind beispielsweise nicht mehr allzu oft essen oder shoppen gegangen, aber unser Leben wurde von den Sparereien rund um die Weltreise nicht völlig beherrscht. Wir hatten also Glück. So viel zu den privaten und beruflichen Voraussetzungen.

    Wie schon erwähnt, kommt dazu die Erwartungshaltung. Was möchte man auf einer Weltreise erleben? Wie möchte man reisen (Hotel oder Dorm im Hostel, Bus oder Flugzeug…), wie lange möchte man reisen und wohin möchte man reisen (hier gibt es unfassbar große Unterschiede)? Alles Fragen, die man sich beantworten muss um zu wissen, wie viel Geld man braucht und ob eine Kündigung so ohne weiteres drin ist.

    Für uns war beispielsweise klar, dass wir zwar unsere Backpacks schnüren wollen aber trotzdem beispielsweise nicht auf gutes Essen oder das ein oder andere hübsche (Mittelklasse-)Hotel verzichten wollen. Wenn man das schon vorher weiß, kann man die Finanzen besser einplanen.

    Trotzdem ist die Finanzierung immer auch anders möglich. Viele arbeiten beispielsweise gelegentlich unterwegs oder ziehen ein kleines Online-Business hoch. Da gibt es hunderte Varianten – man muss nur die richtige für sich finden.

    Tipp: Wenn ihr wirklich für eine Reise sparen wollt, dann eröffnet ein extra Bankkonto und legt einen Dauerauftrag an. Sobald das Gehalt eingeht, lasst ihr einen bestimmten Betrag auf dieses Konto überweisen. Das klingt recht unspannend, hilft aber ungemein. Denn ist das Geld erst einmal von eurem laufenden Konto verschwunden, könnt ihr mit dem Rest haushalten. So lässt sich eine ganze Menge ansparen.