Vier Tage sind wir durch die Wüste von Mauretanien gefahren. Abseits gängiger Touristenpfade. Wir haben den längsten Zug der Welt gesucht, unberührte Dünen bestiegen, den zweitgrößten Monolith der Welt umrundet und unter dem Sternenhimmel geschlafen. Solltet ihr den Anfang der Geschichte verpasst habe: hier geht’s zu Teil 1 unserer Wüstentour durch Mauretanien.
Der Wind pfeift mir ordentlich um die Ohren, zerrt an meinen Haaren. Kaum habe ich mir Wasser aus dem Kanister das Gesicht gewaschen, bin ich schon wieder eingesandet. Ich fühle mich wie ein Schnitzel. So langsam wäre ich für eine Dusche bereit. Doch außer in unserem Kanister gibt es weit und breit kein Wasser. Nach zwei Tagen in der Wüste wäre ich langsam bereit für eine Dusche, doch die muss erst mal warten. Denn heute werden wir abermals quer durch die Wüste fahren – auf der Suche nach dem längsten Zug der Welt.
Tag 3 in der Wüste: der längste Zug der Welt & ein Schiffsfriedhof
Die Sonne steigt über den Horizont und wärmt den noch kühlen Sand unter meinen Füßen. Am Horizont herrscht gähnende Leere. Eigentlich sollte dort jetzt ein Zug vorbei kommen. Doch weit und breit ist nichts zu sehen. Heute Morgen gegen 6 Uhr kam einer vorbei – vermutlich der 20 Uhr Zug von gestern Abend – mit ordentlich Verspätung. Doch da lagen wir noch gemütlich im warmen Zelt. Und vom 9 Uhr-Zug ist weder was zu sehen, noch zu hören. Mauretanische Pünktlichkeit.
Hier haben wir die Nacht im Zelt verbracht
Wir packen also unverrichteter Dinge unsere Sachen und fahren los. Den Zug würden wir irgendwann schon sehen, sagt Elisar, denn unsere Route führt mehr oder weniger an der Strecke entlang, bis nach Nouadhibou.
Der Monolith ist immer noch etwa einen Kilometer von mir entfernt
Ben Amira, der Monolith, wird im Rückspiegel kleiner und kleiner bis er gänzlich hinter dem Horizont verschwindet. Vor uns nichts als Sand. Wir suchen uns einen Weg zwischen den Grasbüschen hindurch. Und abermals frage ich mich, wie sich unsere Fahrer orientieren. Es gibt keinen Fels mehr, keine Gleise. Nur Sand und Staub. In der Ferne verschwimmt der blaue, wolkenlose Himmel in einem grau-gelben Staub-Streifen am Horizont. Willkommen inmitten der Sahara – der größten Wüste der Welt!
Tief und tiefer in die Sahara
Wir fahren und fahren. Grob betrachtet immer entlang der Grenze zur Westsahara, mitten durch die Wüste. In der Ferne tauchen plötzlich Waggons auf. Doch es sind abgestellte. Mitten in der Sahara. Mitten im Nirgendwo. Von einer Lok weit und breit nichts zu sehen.
Hin und wieder laufen einfach Menschen mitten durch die Wüste
Noch häufiger begegnen uns jedoch Dromedare
Irgendwann erreichen wir eine kleine Siedlung. Steinhäuser im Nirgendwo. Es ist ein Kontroll-Punkt. Abermals müssen wir unsere Reisepässe vorzeigen und eine der Kopien da lassen. Sollten wir in der Sahara verloren gehen, wüsste man immerhin ungefähr, wo man suchen müsste. Wobei ich mich trotzdem frage, wie man in diesem Vakuum jemals wieder jemanden finden soll.
Kinder klopfen lachend an unsere Scheiben, winken uns zu. Touristen sehen sie nicht allzu häufig. In der Ferne treiben Schäfer eine Herde Dromedare vor sich her. Ansonsten gibt es hier nichts außer Sand und abgeladene Eisenbahnwaggons die vom Sand verschluckt werden.
Nach stundenlanger Fahrt halten wir zur Mittagspause. Die Landschaft sieht aus wie ein Gemälde.
Unsere Guides haben den wohl einzigen Baum weit und breit gefunden. Der perfekte Ort um zu rasten. Meine Beine sind steif vom sitzen und offroad fahren. Meine Arm ist vom festhalten fast taub. Über Sand zu fahren kann ganz schön anstrengend sein. Während wir uns die Füße vertreten kochen Elisar und die Fahrer Tee und Essen.
Hier wird mir wieder einmal bewusst, wie vernichtend die Wüste ist. Wie verschlingend. Nichts außer dürren Sträuchern und Wüstengras. Knochen und in der Sonne vertrocknende Kadaver von Tieren, die ihre Herde verloren haben. Wie kann es an diesem Ort überhaupt Leben geben? Und doch ist die Landschaft wunderschön. Faszinierend. Beeindruckend.
Ich kann mich von diesem Ort kaum trennen. Viel zu viel gibt es zu entdecken. Viel zu malerisch ist diese Verlassenheit. Doch wir haben noch einen weiten Weg bis nach Nouadhibou vor uns.
Auf der Jagd nach dem längsten Zug der Welt
Während ich das hier schreibe, ploppt zum hundertsten Mal die Widerrufen-Funktion auf meinem iPhone auf. Durch die Erschütterungen im Wagen fühlt es sich geschüttelt. Wir fahren und fahren. Der gelbe Sand wird irgendwann weiß. Die Büsche nehmen ab. Dromedare haben wir seit Stunden nicht mehr gesehen, die letzte Polizeikontrolle liegt 2 Stunden zurück. Die Jungs dämmern vor sich hin, ich starre ins Nichts. Denke über dieses weiße, staubige Nichts nach. Selbst unser Fahrer scheint schon zu schlafen, er hat nicht mal seine Dudel-Musik wieder angestellt.
Der Sand knirscht unter dem Wagen, die Klimaanlage rauscht, die sengende Hitze vor den Fenstern lässt die Luft flimmern. Mein Blick schweift nach rechts und im ersten Moment glaube ich an eine FataMorgana. Die Umrisse eines Güterwagons zeichnen sich hinter dem Sandnebel ab. „Da ist ein Zug“ rufe ich. „Der Zug, der Zug!“ Ich klinge selbst völlig überrascht! Aufgeregt deute ich nach rechts aus dem Fenster. Die Jungs erwachen aus ihrem Dämmerschlaf, unser Fahrer schreckt hoch, sein Blick folgt meinem Finger und eine Sekunde später drückt er das Gaspedal durch. Wir haben den Zug gefunden!
Wir brettern mit Höchstgeschwindigkeit über den Sandboden. Auch der andere Fahrer ist aus seiner Lethargie erwacht und folgt uns. Meter für Meter holen wir auf, fahren an diesem endlos langen Ungetüm vorbei. Wir versuchen uns einen kleinen Vorsprung zu erfahren, der jäh gebremst wird – vom nächsten Checkpoint. Und der gute Beamte hat es alles andere als eilig, vermutlich sind wir sein Highlight des Tages. Dementsprechend kostet er es aus, plaudert mit unseren Fahrern, mustert die seltenen Touristen. Währenddessen überholt uns am rechten Seitenfenster der Zug.
Viel zu lang um ihn aufs Bild zu bekommen
Doch scheinbar haben wir mit unserer Begeisterung den Jagdinstinkt unseres Fahrers geweckt. Er gibt Vollgas und wenig später haben wir den rollenden Koloss abermals überholt. Er brettert eine Senke hinunter und bremst direkt an den Gleisen. Wir springen mit den Fotoapparaten im Anschlag aus dem Wagen und postieren uns am Gleis. Und dann kommt er direkt auf uns zu…
Kaum begreiflich wie ein Zug eine solche Faszination ausüben kann. Doch selbst unser Fahrer kommt mit einem breiten Grinsen und gezücktem Handy aus dem Wagen und postiert sich neben uns.
Der Boden bebt, das Rumpeln wird lauter und aus dem Nichts kommt eine schnaufende Lock auf uns zugerumpelt. Ein eisernes Ungetüm, das wenig mit den schnittigen Zügen hierzulande zu tun hat. Eisen und Stahl, beladen mit Erz.
Der Eisenerz-Zug ist der längste und schwerste Zug der Welt. Bis zu 200 Waggons werden von 2-4 Loks gezogen. Es ist die einzige Eisenbahnlinie in Mauretanien. Von den Erzminen in der nördlichen Sahara verläuft sie bis an die Westküste nach Nouadhibou. Bis zu 21.000 Tonnen Eisenerz rollen so durch die Wüste bis zur Hafenstadt um dort verschifft zu werden.
Minutenlang ziehen die schweren Waggons an uns vorbei. Die Räder kreischen auf den Schienen, Fahrtwind bläst uns ins Gesicht. Die Waggons sind bis zum Rand mit Eisenerz gefüllt. Hier und da erspähen wir ein paar Köpfe, die auf den schwarzen Steinen sitzen.
Denn der Zug ist eine der wenigen Transportmöglichkeiten in Mauretanien. Für die Menschen in der Wüste ist es die einfachste (und manchmal auch einzige) Art zu reisen – um ins Landesinnere oder an die Küste zu kommen. Daher kann jeder Mauretanier kostenlos auf dem Zug mitfahren und alles transportieren was er möchte – solange es auf dem Zug ist. Und „alles“ reicht von Möbelstücken über Lebensmittel, ganzen Familien oder auch Tieren. Ja, manchmal stehen sogar Schafe auf dem Eisenerz und werden quer durch die Wüste transportiert. Wir haben allerdings nur Menschen und jede Menge Gepäck gesehen.
Fast 7 Minuten lang rollt das eiserne Ungetüm an uns vorbei. Dann verschwindet er im gelben nichts. Wir grinsen über beiden Ohren. Die Kameras glühen. Unser Fahrer zeigt uns aufgeregt sein Video. Und nein, wir sind keine ausgemachten Zugfans oder so, aber dieser Zug ist wirklich ganz besonders!
Wir fahren weiter durch die Wüste. Hier draußen gibt es wirklich nichts mehr. Keine Oasen, keine Menschen, keine Tiere. Neben einer zerfallenen Hütte liegt der Kadaver eines Kameljungen, teils begraben unter Sand, hier und da noch ein paar Haarbüschel, ausgedörrt von der gnadenlos brennenden Sonne. Es stinkt nicht mal.
In Teilen fühle ich mich wie in einem Endzeitfilm, wie in Terminator oder Mad Max. Wo es Reste der Menschheit gibt, verlassene Orte mit skelettartigen Überbleibseln einstiger Autos, Gerippe von Eisenbahnwaggons. Überzogen von Sand. Immer wieder treffen wir auf solche Gegenden. Häuser ohne Dächer, ausgeschlachtete Karosserien.
Immer wieder tauchen in der Ferne reflektierende Spiegelflächen auf, die aussehen als wären ein paar Kilometer weiter Wasserstellen. Nun verstehe ich was eine FataMorgana ist. Die Wüste und die endlose Leere täuschen.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Strasse nach Nouadhibou. Nach 24 Stunden off road erscheint mir Teer wie Gold.
Kurz vor Nouadhibou kommt abermals der Zug in Sicht. Wir überholen ihn und rennen zu den Gleisen. Der Zug zieht uns magisch an.
Der Schaffner streckt den Kopf aus dem Fenster, er hat uns längst erkannt. Sicherlich springen ihm nicht jeden Tag mehrmals drei aufgeregte, weiße Touristen vor die Schienen. Möglicherweise hält er uns für ein wenig verrückt. Doch er hebt lächelnd die Hand zum Gruß, das Horn schallt laut im Nirgendwo, übertönt sogar das Wummern der Räder.
Und dann trifft uns mit voller Wucht eine Wolke aus Sand und Staub! Ich spucke und blinzle, versuche ihn wenigstens aus den Augen zu bekommen. Halte mir den Arm vors Gesicht um Luft zu bekommen. Denn was uns eben nicht aufgefallen war: die Wüste hat sich verändert und es ist noch sandiger! Auch wenn man das nie für möglich halten könnte. Doch vorhin standen wir auf festem, hart-körnigen Sand. Dieser hier ist feiner, leichter, fluffiger. Und so bekommen wir eine volle Ladung Sand ab. Voll ins Gesicht. Doch das ist der Anblick wert. Der längste Zug der Welt.
Willkommen in Nouadhibou
Nouadhibou, diese Stadt, die klingt wie eine ferne Galaxie, ist die zweitgrößte Stadt und der westlichste Punkt des Landes. Am Meer gelegen, ist sie durch den Hafen das wirtschaftliche Zentrum Mauretaniens. Das Klima ist mild, fast schon kühl nach der trockenen Hitze der Wüste.
In Nouadhibou fahren wir ans Meer zum Schiffsfriedhof. Eiserne Ungetüme schaukeln in der Abendsonne, von Rost zerfressen, verwahrlost, morbid. Ich wundere mich, dass sie überhaupt noch schwimmen können. Die Besitzer haben sie einfach irgendwann liegen lassen, dann gerieten sie lange in Vergessenheit. Jetzt, etwa 60 Jahre später, hat man begonnen sie abzubauen. Etwa 8 der stählernen Skelette schaukeln müde in den Wellen vor sich hin.
Der Strand ist ein Mix aus Ersatzteillagern und Müllhalde. Ich weiß nicht, ob mir der beißende Wind oder lediglich der Anblick die Tränen in die Augen treibt. Plastikflaschen, Klamotten, Metallteile, Styropor, Fischernetze, dazwischen tote Fische; bunt zusammengewürfelt, als hätte man eine Legokiste im Spielzimmer ausgekippt. Angespülter Müll, ausgespuckt vom Meer. Müll, den niemand wegräumt. Vermutlich von uns aus Europa.
Selbst nach allem was ich bereits gesehen habe, bin ich jedes mal von Neuem schockiert was Menschen anzurichten vermögen. Der Sonnenuntergang taucht den sandigen Schrottplatz in goldenes Licht, es wirkt fast als versuche er noch zu retten was zu retten ist.
Nach 3 Tagen schlafen wir zum ersten Mal in einem Hotel. Es wirkt wie aus einem Agententhriller der 80er Jahre. Lila Teppich, Schiebetüren, verklebte Holzoptik im Bad. Einzig der neue Flachbildfernsehr mag nicht recht ins Bild passen. Doch irgendwie mag ich die Optik.
Unser Hotelzimmer, ein Traum in lila und pink
Mein persönliches optisches Highlight: die Lobby
Was nicht passt, wird passend gemacht. Hauptsache die Richtung stimmt.
Mein iPhone fiept. Zum ersten Mal seit Tagen habe ich Empfang. Auf dem Display ploppt eine Flut Nachrichten auf. Ich bin zu müde um sie zu lesen. Und habe es so gar nicht vermisst.
Denn viel toller: Es gibt heißes Wasser! Wasser und eine Dusche. Nach drei Tagen Staub, Sand und Dreck fühle ich mich unter der röchelnden Brause wie im Spa des Shangri La.
Tag 4: entlang kilometerlanger Strände
Nach einem kurzen Frühstück im Holzoptik-verklebten Frühstücksraum mit Instant-Päckchenkaffee beladen wir ein letztes mal unsere Jeeps. Wir fahren ans Cap Blanc, den westlichsten Punkt Mauretaniens. Am Strand tummeln sich häufig Seelöwen, heute lassen sich jedoch keine Blicken. Der Leuchtturm wirkt verlassen, einsam ragt er an der Spitze der Landzunge in die Höhe. Der Himmel ist strahlend blau, das Meer schimmert azur und türkis, Möwen ziehen kreischend ihre Kreise über unseren Köpfen, der Strand liegt ruhig und friedlich unter den Klippen. Der Strand und das Land ist ein Vogel-Naturschutzgebiet. Idylle pur.
Unser Guide und Fahrer in Boubous, der typisch mauretanischen Kleidung
Dann schweift mein Blick leicht nach links und bleibt an schwarzen Rauchsäulen hängen, die in den Himmel steigen. Dichte, undurchsichtige Rußwolken qualmen aus einer Fabrik direkt am Ende des Strands. Mauretanien macht mich mehr und mehr nachdenklich. Das Müllproblem und fehlende Umweltbewusstsein macht mit traurig. Zwar hat man bereits 2013 Plastiktüten abzuschaffen (womit man uns einen riesen Schritt voraus ist), doch damit scheint der Umweltschutz auch schon zu enden.
Krasser könnte der Kontrast kaum sein: Blick nach rechts und links
Wir machen uns auf den Rückweg Richtung Hauptstadt. Erst an der dritten Tankstelle bekommen wir Benzin. Heute scheint es knapp zu sein. Gegebenheiten, die hier selbstverständlich sind.
Schnellstraßen in Mauretanien: Autowracks & Dromedare
Wir verlassen das wuselige Chaos in Nouadhibou und fahren über die Schnellstraße Richtung Süden. Kaum haben wir Nouadhibou verlassen, endlose Weite vor uns. Rechts von uns glitzert der Ozean, vor uns Sand. Nichts als Sand. Das Licht ist anders, hier oben im Norden bei Nouadhibou, matter, staubiger. Meterhohe Mauern führen an der Strasse entlang, schirmen Militäranlagen und Fabriken ab. Doch sie sind völlig unsinnig, der aufgetürmte Sand reicht fast bis zur Kante. Abgehängte Waggons auf einem stillgelegten Gleis, annähernd bis zur Hälfte in Sand gehüllt. Fast scheint es, als würde er nichts um sich herum dulden wollen. Er nimmt sich und verschlingt.
Alltägliche Bilder in der Wüste: Bagger befreien die Straße vom Sand
Wir fahren und fahren und fahren. Autowracks zieren den Strassenrand. Teils ausgebrannte Karosserien, teils Skelette, die man einfach zurück gelassen hat. Ausgeschlachtet bis aufs letzte, alles noch brauchbare mitgenommen. Und den Rest lässt man einfach liegen. Wie auch die Autoreifen; manche sind nur noch Fetzen, anderen ist nur die Luft ausgegangen. Sie zieren den Strassenrand wie Leitpfosten bei uns. Können so viele kaputt gehen?
ausgeschlachtete liegengelassene Autos sieht man überall
Auch wenn kaum jemand hier unterwegs ist, die Strecke gefährlich. Verwehter Sand, Schlaglöcher. Und Mauretanier seien nicht die besten Autofahrer, erzählt unser Fahrer während er seinen linken Fuß auf dem Amaturenbrett abstützt. Keine Seltenheit, mit dieser Haltung ist er nicht allein. Man macht es sich bequem auf langen Strecken. Und neben Unaufmerksamkeit ist die größte Gefahr, dass einem einfach ein Dromedar ins Auto rennt.
Wir wurden dann doch ausgebremst
Idylle im Nationalpark Banc d’Arguin
Zum Nachmittag rasten wir im Nationalpark Banc d’Arguin. In der Bucht tummeln sich unzählige Vögel, ziehen majestätisch ihre Runden, schweben um dann im Sturzflug auf’s Meer zu stürzen. Die Der Nationalpark ist eines der vogelreichsten Gebiete der Welt. Krabben kriechen am Strand entlang, Fische springen in Schwärmen durchs Wasser. Ein Segelboot schippert hinter den Sandbänken vorbei, die sich weit ins Meer ziehen. Idylle pur. Auch das ist Mauretanien.
Strand oder Rennpiste? Mauretanien kann beides
Den Rest der Strecke Richtung Nouakchott fahren wir am Strand entlang. Weil die Straße zu schlecht ist, sagt unser Fahrer. Auf nassem Sand lässt es sich besser fahren.
Die Wellen rauschen rechts am Fenster entlang, die Sonne glitzert auf dem Meer. 100 Kilometer über einsamen, weißen Sandstrand. Müll gibt es hier kaum. Nur wenn wir an einem der Fischerdörfer vorbei kommen, mit seinen unzähligen Booten, die gelangweilt in der Brandung schaukeln.
Feinster Sandstrand, endlos lang. Kein Mensch weit und breit. Nur Sand und der Ozean. Ungenutzt. Welch Verschwendung. Ich habe noch nie so viel unberührten Strand gesehen… Moment, ich muss mich korrigieren. So viel menschenleeren Strand, denn um ehrlich zu sein, ist einiges los.
Krebse. Überall Krebse! Tausende Krebse flitzen über den Sand. Kriechen in ihre Löcher, krabbeln in die Wellen, wuseln durcheinander. Fast sieht es aus, als würde sich ein Teppich über den Sand arbeiten. so viele Krebse habe ich tatsächlich auch noch nie auf einem Fleck gesehen.
Vielleicht holt sich die Natur an diesen menschenleeren Orten in Mauretanien das zurück, was ihr an anderer Stelle verwehrt bleibt.
Gegen 19 Uhr passieren wir die Vororte von Nouakchott. Eine Herde Dromedare trottet gelangweilt über die zweispurige Schnellstraße und zwingt uns zum Anhalten.
Je weiter wir uns der Innenstadt nähern, desto wuseliger und chaotischer wird es. Das krasse Kontrastprogramm zur Einsamkeit der Wüste. Die Abenddämmerung zieht über die Stadt und der Muezin beginnt sein Gebet. Meine Augen schweifen über all die Autos, Fuhrwerke und Menschen. Händler bieten am Straßenrand ihre Ware feil, andere wollen uns etwas am Fenster verkaufen. Wir werden mit Tempo 100 zurück in die Zivilisation katapultiert. Der Kontrast könnte nicht heftiger sein. Und ich vermisse jetzt schon die Leere der Wüste, die doch so erfüllend war. Und das Gefühl von Sand auf meiner Haut.
Wenn ihr jetzt noch mehr Lust auf Geschichten aus Mauretanien habt, dann gibt’s jetzt noch eine ganz persönliche Empfehlung. Unser Freund Markus hat ein Buch über seine Erlebnisse dort geschrieben: Hinterm Horizont kommt Wüste. Treffender kann ein Titel nicht sein. In kurzweiligen Episoden erzählt Markus vom Alltag in diesem unbekannten Land. Mit ganz vielen tollen Bildern – einige davon auch von uns.
Das klingt klasse! Sehr faszinierend! Meine Freundin und ich wollen im Okt/Noc auch hin. Könntet Ihr den Namen / Kontakt vom Tourguide geben? Merci Björn
Hallo Björn,
schön, dass wir euch ein bisschen inspirieren konnten. Klar gebe ich dir den Kontakt zum Guide. Sidi ist unser Vertrauensmann vor Ort – er ist ein Freund eines deutschen Freundes. https://tourmauritania.com/
Lass von dir hören, wenn Ihr nach Mauretanien fliegt!
Viele Grüße
Steffi
Klasse! Danke :) Eure Seite hat uns sogar sehr inspiriert :)
Sehr beeindruckend!
Vielen Dank, Anne. Wir denken auch immer noch sehr gerne an dieses Abenteuer zurück!