Eine Frage treibt mich in den letzten Monaten um wie kaum eine andere. Die Frage ist, kann man in Zeiten der Klimakrise noch bedenkenlos einen Reiseblog schreiben? Gerade dann, wenn man oft auch über Fernreisen schreibt?

Soviel vorweg: Die Gedanken die ich mir hierzu gemacht habe und die Antworten die ich gefunden habe sind oft weder perfekt, noch einfach, vollständig oder final. Was ich damit sagen will ist, dass mein Denkprozess noch lange nicht abgeschlossen ist und ich noch deutlich mehr Zeit für das Thema aufbringen möchte. Aber die aktuelle gesellschaftliche Debatte geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Auch wenn ich noch viel mehr über das Thema nachdenken möchte ist es Zeit, sich einmal zu positionieren.

Ist ein (Fern)Reiseblog noch zeitgemäß?

In erster Linie sind es zwei Argumente, die gegen einen Reiseblog wie meinen (und viele andere) sprechen: 1. Leisten wir mit unseren teils langen und großen Reisen einen Beitrag zur Klimakrise? 2. Verschärfen Reiseblogs das Klimaproblem gar indem sie zum Reisen inspirieren und anregen? Und wenn ich ganz ehrlich vor mir selbst bin, dann kann ich beide Fragen nicht so einfach wegwischen, denn sie haben ihre Berechtigung.

Klar, wir haben diesen Reiseblog gegründet, um zu zeigen wie schön diese Welt ist. Wie bunt und wundervoll. Als Max und ich zu unserer Weltreise aufgebrochen sind wollten wir andere an unseren Reisen und Abenteuern teilhaben lassen. Und zu all dem stehen wir auch heute noch.

Doch selbstverständlich wissen wir, dass unser Blog zum Reisen anregt und viele von euch inspiriert auch mal die eigene Comfort Zone zu verlassen, um die Welt zu entdecken. Es steht außer Frage, dass es oftmals gerade die klimatechnisch wirklich schwierigen – weil extrem weit von zuhause entfernten – Reiseziele sind, die es uns am meisten angetan haben. Ob Philippinen, Indonesien oder Mexiko – leider muss man die halbe Welt umrunden um an diese magischen Orte zu kommen. Und fast immer ist der CO2 Fußabdruck für Hin- und Rückflug größer, als das jährliche Budget, das einem jedem von uns zustünde. Kann man also unter diesen Gesichtspunkten guten Gewissens einen Reiseblog wie EvaExplora vertreten? Vermutlich eher nicht. Warum also, betreiben wir diesen Blog trotzdem weiter? Und was tun wir, dass sich vielleicht doch das ein oder andere zum besseren wendet?

Warum wir weiter einen Reiseblog schreiben?

Zugegeben, Reiseblogs wie unserer sind klimatechnisch nicht unbedingt (vorsichtig ausgedrückt) optimal, doch kommen wir zu den positiven Punkten und weshalb wir nicht aufhören sollten Geschichten aus fernen Ländern zu schreiben, zu lesen oder selbst zu erleben: Was wir glaube ich viel zu häufig vergessen ist, dass wir nicht nur in einer Klimakrise stecken, sondern auch das gesellschaftliche Klima in westlichen Demokratien in meinen Augen zunehmend in einer Krise steckt.

Liest man die Nachrichten, kann man schnell das Gefühl bekommen, dass alles vermeintlich Fremde eine Gefahr sei – statt sich über das Neue und Bereichernde zu freuen. Und diesen Ängsten tritt das Reisen entgegen (zumindest wenn man auch mal das luxuriöse Hotel verlässt und mit offenen Augen die Welt betrachtet).

Reisen bringt uns das Fremde näher

Ein Urlaub in der Ferne öffnet neue Perspektiven. Wer reist, wird selbst Fremd. Man stellt vielleicht fest, dass die Fremden auch nur Menschen sind, dass eine andere Religion oder Kultur gar nicht so anders ist. Dass es spannend sein kein, neues zu probieren. Und in 99,8% der Fälle wird einem klar werden, dass die Welt ein fantastischer Ort ist, dass die Menschen gut und hilfsbereit sind und dass neue Kulturen, Länder, Speisen spannend sind und Spaß machen. Was ich bei all meinen Reisen auch gelernt habe: wie gut es uns in Europa geht, wie dankbar wir sein sollten hier zu leben und dass manch einer das vergessen zu haben scheint.

Mit anderen Worten, wir sind der festen Überzeugung, dass das Reisen jeden Einzelnen von uns und damit auch unsere Gesellschaft offener macht. Und dafür ist es Wert Werbung zu machen. Aber klar, diese Argument hat streng genommen nichts mit Klima und Erderwärmung zu tun – ist eher ein gesellschaftliches.

Wir müssen JETZT handeln

Was tue ich also, um die Dinge nicht noch schlechter zu machen? Die Antworten auf diese Frage werden Kritiker bestimmt nicht vollends glücklich machen. Und um ehrlich zu sein, sie machen auch mich noch nicht ganz so glücklich. Doch irgendwo muss man ja schließlich anfangen. Ich liebe es, neue Orte und Kulturen zu entdecken und Euch davon im Blog zu berichten. Gleichzeitig möchte ich aber auch dafür sorgen, dass ein größeres Bewusstsein für die Klimakrise entsteht und dass wir uns alle immer wieder aufs Neue hinterfragen – auch ich selbst. Hier also was ich schon tue oder mir vorgenommen habe:

Fliegen oder nicht fliegen?

Die schwierigste Frage, wie ich finde. Wir versuchen immer häufiger auf Flüge zu verzichten überlegen, ob es wirklich sein muss. Können wir auch anders anreisen? Außerhalb Europas wird das meist schwer (oder es ist sehr zeitaufwendig). Lässt sich ein Flug nicht vermeiden, tun wir folgendes:

Direkte Verbindungen

Wir suchen gezielt nach Direktverbindungen. Ein Flug mit zwei Mal umsteigen ist nicht nur stressig, sondern auch wesentlich schlechter für die Umwelt. Für alle die noch immer nicht überzeugt sind: je häufiger ihr umsteigt, desto eher geht euer Gepäck verloren. Hab ich euch jetzt überzeugt (Schmunzel*)? Wieviele Umstiege ihr in Kauf nehmen möchtet, könnt ihr bei den meisten Flugsuchmaschinen direkt angeben.

Destinationen gezielt aussuchen oder kombinieren

Wenn wir längere Strecken fliegen, versuchen wir auch so lange wie möglich vor Ort zu bleiben. Oder wir versuchen Destinationen miteinander zu kombinieren. Vergangenes Jahr haben wir unseren Freund in Mauretanien besucht; er hatte aber nur eine Woche Zeit. Direktflüge gibt es ohnehin nicht und für eine so kurze Zeit war uns diese Reise einfach zu weit. Also haben wir den Besuch mit einer Reise durch Marokko verbunden – dort hätten wir ohnehin umsteigen müssen und es stand schon lange auf meiner Bucketlist. Wir haben also zwei Reisen in einer kombiniert und weitere Flüge gespart.

Außerdem achten wir darauf, vor Ort nicht noch zu fliegen. In Marokko sind wir mit dem Nachtzug in den Norden gefahren, da ein weiterer Flug nicht infrage kam. So haben wir auch noch Zeit und Geld gespart, da wir während dem Schlafen gereist sind und die Unterkunft inklusive war.

Offsetting: CO2 der Flüge kompensieren

Ein kompletter Nobrainer ist, die von mir verursachte CO2 Verschmutzung, freiwillig zu kompensieren. In 99% der Fälle kompensieren wir die CO2 Emission unserer Flüge mit atmosfair. Und das funktioniert so: tritt man einen Flug an, kann man auf deren Website Abflugort, Destination und Flugzeugtyp angeben, woraus atmosfair den CO2 Verbrauch für die angegebenen Strecken berechnet und einen monetären Gegenwert ermittelt. Überweist man diesen Betrag an atmosfair, werden damit Projekte unterstützt, die dem Klima zugute kommen. Mir ist natürlich klar, dass Offsetting nicht die Lösung für die Probleme ist, die aus (Langstrecken)Flügen entstehen – aber zumindest ist es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Während ich beispielsweise diesen Artikel schreibe, sitze ich in einem Flieger von Sansibar nach Frankfurt. Ein verdammt weiter Flug, den ich nicht hätte antreten sollen, wenn man über das ausgestoßene CO2 nachdenkt. Da Max und ich uns dennoch dafür entschieden haben, bezahlen wir nun freiwillig 113€ an atmosfair. Ein Preis den wir gerne zahlen, um zumindest ein Stück weit unserer Verantwortung gerecht zu werden. (Außerdem bekommt ihr eine Spendenquittung).

Zum Offsetting ist noch zu sagen, dass Ihr euch immer genau anschauen solltet, an welche Organisation ihr euch wendet. In den vergangenen Monaten gab es viel Kritik am System und zusätzlich sprießen auch windige Anbieter wie Pilze aus dem Boden, deren Projekte euch zwar das Geld abnehmen, jedoch nicht in die Umwelt investieren. Schaut also besser genau hin wem ihr euer Geld gebt – es ist einfach zu schade, wenn es nicht da ankommt, wo es etwas gutes bewirken kann.

Kennzeichnung: Wieviel CO2 verbrauchen wir?

Eine Idee, die sich aus dem schon erwähnten Kompensieren ergeben hat ist, dass ich dazu übergehen werde, meine Artikel mit einer CO2 Angabe zu versehen. Vielleicht kann ich so dazu beitragen, dass ein größeres Bewusstsein für das Thema entsteht. Ich werde also zumindest für die Flüge immer transparent angeben, was der CO2 Footprint ist und was das kompensieren gekostet hat. Wie sonst, wenn nicht damit, kann man zeigen welchen impact man hat. (Seht mir bitte nach, wenn ich das für vergangene Flüge nicht nachtrage). Und klar, die Hater werden jetzt sagen, dass es heuchlerisch ist, wenn man die Zahlen veröffentlicht und selbst an seinem Verhalten trotzdem nichts ändert. Aber denen, die das vorbringen, sei der nächste Punkt ans Herz gelegt.

Änderung unserer Gewohnheiten

Eine Sache, die Max und ich auf all unseren Reisen gelernt haben: wir müssen unsere Gewohnheiten ändern! Ja wir alle. Keine Panik, ihr sollte nicht von heute auf morgen alles umstellen, doch wer einmal die Müllberge an den Stränden von Vietnam, Mauretanien oder vor den Städten in Indien gesehen hat, weiß wovon ich spreche. Und das geht uns alle an!

Strand in MauretanienMüll – ein leider ganz normaler Anblick in Mauretanien

Seither arbeiten wir daran, unsere Gewohnheiten zu ändern. Das fängt bei Kleinigkeiten an, die oft gar nichts mit dem Reisen zu tun haben. Weniger Plastik, mehr Wiederverwendbares ist etwa ein Mantra, das ich mir bei jedem Einkauf vorbete (tolle Inspiration und Vorbild hierfür ist meine Freundin Dorothea von Adventures of a Municorn – lest mal bei ihr rein!).

Einwegplastik unterwegs haben wir längst gegen wiederverwendbare Kaffeebecher* und Trinkflaschen* ersetzt. Unterwegs habe ich mein wiederverwendbares Besteck* im Gepäck oder (auch hier in der Handtasche). Das wiegt kaum etwas und man muss sich auch keine Gedanken über Hygiene machen. Ebenso ist der Becher zum Aufklappen* und die Bambusstrohhalme stets im Rucksack. So versuchen wir zumindest weiteren Müll zu vermeiden.

Ändern der Reisegewohnheiten

Auch bei unserm Reiseverhalten wollen wir Umdenken. Für dieses Jahr haben wir uns fest vorgenommen, die näheren Ziele zu entdecken: Frankreich, Österreich, die Skandinavischen Länder (Max freut sich riesig darauf) und natürlich Polen oder Tschechien kennenzulernen und zu bereisen. Die allermeisten davon kann man relativ klimafreundlich mit der Bahn oder auch mit Bussen erreichen. Nicht immer muss es das Flugzeug sein. Bei Spanien und Portugal müssen wir mal sehen wie das zeitlich klappt.

Und was diese Art von Reisen auch mit sich bringt: wir tun etwas dafür, dass der europäische Gedanke gelebt wird. Niemand braucht einen zweiten Brexit – und das verhindert man selbst am besten, wenn wir uns alle untereinander kennenlernen und Freunde sind. Klingt pathetisch, ist aber mein fester Glaube.

Auch wenn es sicherlich manchmal anstrengend wird, wir wollen uns in Zukunft mehr selbst hinterfragen. Wir wollen stets kritisch bleiben, aber immer neugierig sein. Nur so können wir offen für Neues sein. Dabei helfen wir uns gegenseitig – mit einem Buddy an der Seite ist vieles einfacher (egal ob Freund, Freundin, Schwester oder Mann).

Tja, und das waren sie nun, meine Gedanken zum ReiseBloggen in Zeiten der Klimakrise. Finale Antworten habe ich noch immer nicht – vermutlich gibt es auch keine endgültigen. Auf’s Reisen komplett verzichten, wollen wir nicht. Doch wir nähern uns Stück für Stück und sind offen für Neues. Wenn Ihr also Ideen, Anregungen oder Tipps habt, wie das Reisen klimafreundlicher werden kann, dann schreibt mir gerne hier unter den Beitrag. Ich werde alles Lesen und würde mich wahnsinnig freuen, mit Euch auszutauschen!

*Die Links mit dem (*) hinten dran sind sogenannte Affiliate-Links. Klickst du sie und kaufst oder buchst etwas (recht egal was), dann bekomme ich dafür eine kleine Belohnung vom Anbieter. Du zahlst die ganz normalen Preise und hilfst mir damit ein ganz klein wenig mein Budget aufzubessern. Dabei hilft mir jeder Klick – VIELEN DANK FÜR DEINE UNTERSTÜTZUNG!