Um Mitternacht landen wir in Osaka. Ich habe auf dem Flug kein Auge zugemacht, so viele Bordansagen gab es bislang auf keinem Flug. Nein, wir sind nicht etwa durch ein Unwetter geflogen. Es war ein ganz normaler Flug. Ich habe keine Ahnung, was es alles mitzuteilen gab, den Großteil konnte ich nicht verstehen. Was ich verstehen konnte waren etwa 58 Sicherheitshinweise und eine Info, wie das Wetter ist…

Noch bevor ich japanischen Boden betretet lerne ich, dass hier alles seine Ordnung hat. Und alles kontrolliert wird. Doppelt und dreifach. Sicher ist sicher. Deshalb warnt man auch gleich 3 mal vor der obersten Treppenstufen beim Ausstieg. Die scheint besonders gefährlich zu sein.

Kontrolle ist besser

Bevor wir in Japan einreisen, werden wir abermals kontrolliert. Genauer gesagt gescannt. Heimlich, still und leise. Und zwar auf Krankheiten. Ich bemerke es nur zufällig, weil ich mich über die Menschen hinter ihren Monitoren im Gang wundere. Wie überall stehen kurz vor der Einreisekontrolle zahlreiche Schilder mit Warnhinweisen zu Krankheiten. Manche kenne ich, andere nicht. Und einige sehen ganz lustig aus – vor welchen Krankheiten man warnt, verstehe ich jedoch nicht. Die Erklärung gibt’s nur auf japanisch.

Hinweisschild bei EinreiseZirka kenne ich, die Kamel-Krankheit sieht zumindest lustig aus

Und während man es in anderen Ländern bei den Schildern belässt, geht man in Japan auf Nummer sicher und checkt einfach mal die Körpertemperatur der Einreisenden mittels Wärmebildkameras! Der Großteil bemerkt davon nicht mal was. Und ich will lieber nicht wissen, was passiert wenn man versucht mit Fieber einzureisen.

Am Zoll kontrolliert man die Baggage-Taggs – damit man auch wirklich nur den eigenen Koffer mitnimmt. Finde ich ja super, kenne ich aber nur aus  Ländern wie Mexico oder Bulgarien. Dass Japan besonders kriminell sein soll wäre mir neu. Vielleicht ist es aber auch so sicher, weil man so viel kontrolliert.

Bloß nicht aus der Reihe tanzen

Der Flughafen ist um Mitternacht wie ausgestorben und blitzeblank. Trotz anderer Infos fährt zum Glück noch ein Bus in die Stadt. Die Koffer werden fein säuberlich mit Nummern beschriftet, in einer Reihe aufgestellt und von gleich drei Mitarbeitern mit höchster Präzision eingeladen. Die drei würden jede Tetris-Meisterschaft gewinnen!

 Koffer einladenPräzision beim Einladen des Gepäcks

Ein bisschen fühle ich mich auch wie in einem Computerspiel – alles wirkt automatisiert, jeder Ablauf ist stimmig, Perfektion aufs Äußerste. Bloß nicht aus der Reihe tanzen.Sitzen in PräzisionPräzision auch IM Bus – jeder Quadratzentimeter wird genutzt

Im Bus gibt es tatsächlich ein Faltblatt zum Thema „Wie man sich in Japan richtig verhält“ – und was man besser lassen sollte. Beispielsweise in eine Reihe springen. Ordentliches Anstellen wird in Japan groß geschrieben. Das ist mir schon nach wenigen Minuten bewusst. Ich glaub die nehmen das ziemlich Ernst!

Binnen zwei Stunden fluten mich mehr Eindrücke als ich nachts um halb zwei verarbeiten kann.

Verständigungsprobleme mal anders

Als wir in Osaka ankommen, fahren keine Busse oder Bahnen mehr. Ein Taxi ist die letzte Option, doch so leicht ist das gar nicht. Zwar stehen etwa 12 Stück rum, fahren möchte uns aber niemand. Die Fahrer blicken stur in die andere Richtung, die Türen bleiben geschlossen. Kommen japanische Fahrgäste, öffnen sie sich wie von Zauberhand. Ich bin genervt und müde, der Backpack unendlich schwer. Plötzlich steht eine Frau neben mir, lächelt mich an und fragt in perfektem Englisch, wo wir denn hin wollten. Ich zeige ihr mein Handy mit der Adresse, sie geht zum nächsten Taxi und redet auf den Fahrer ein. Nach kurzer Diskussion ist alles geritzt, wir dürfen einsteigen. Die Fahrer wollten uns nicht mitnehmen, weil sie kein Englisch sprechen und sich schämen, erklärt mir die Frau noch beim Abschied. Na Danke. Hier kommt es erst gar nicht zu Verständigungsproblemen, denn hier verständigt man sich erst gar nicht. Die junge Frau ist jedenfalls meine Heldin und Rettung nachts um 3 Uhr.

Taxi zum Hostel
Im Taxi zum Hotel – mit super stylishen Klöppelbezügen

Als wir endlich im Hostel ankommen, die nächste Herausforderung: wir müssen wir uns selbst einchecken. Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich mir, als ich die Email hierzu bekam. Mit dem Aufzug in den 3. Stock fahren ist noch recht leicht. Doch dann stehen wir vor einer computergesicherten Tür, die einfach nicht aufgehen will. Das Touchpad macht einfach nicht was es soll. Wir geben den Code etwa 28 Mal ein, nach 10 Minuten Drücken legt Max das Ding erst mal komplett lahm. Nach weiteren 5 Minuten geht es zumindest wieder an und blinkt. Ich sehe mich schon im 2 Quadratmeter Flur auf meinem Backpack schlafen, gebe dem Touchpad eine letzte Chance und scheinbar kann es Gedanken lesen. Es brummt, es knackt und ich kann die Tür öffnen.

Puh, ich glaube Japan wird spannend.