Es raschelt über unseren Köpfen, Blätter schwingen, Äste biegen sich und plötzlich sind sie vor uns: drei Orang Utans. Rötlich-braun, groß, haarig und einfach nur faszinierend! Nein wir sind nicht in einem Zoo. Wir sind im Dschungel von Sumatra. Einer von zwei Orten auf der ganzen Welt, an denen man noch frei lebende Orang Utans sehen kann. Ich fühle mich fast wie in einer Tierdoku. Nur besser. Denn das hier ist echt!

Orang Utan im Jungle von Bukit Lawang

Orang Utan im Jungle von Bukit Lawang

Orang Utan im Jungle von Bukit Lawang

Es ist heiß. Drückend heiß. Obwohl wir erst seit 20 Minuten unterwegs sind, läuft uns der Schweiß über’s Gesicht. In den Bäumen und Palmen zirpt und pfeifft es. Die Mosquitos umschwirren uns. Und wir sind erst am Übergang zum Dschungel – sozusagen im Vorgarten von Bukit Lawang, einem Ort gefühlt am Ende der Welt. Wir sind im Norden Sumatras, der sechstgrößten Insel der Welt – auf der Suche nach Orang Utans.

Plötzlich stoppt unser Guide Joni, zeigt aufgeregt in den Baum vor uns. Ich mag kaum meinen Augen trauen, kann es kaum fassen. Dort im Baum sitzt tatsächlich ein Orang Utan! Nein, sogar zwei. Mutter und Baby. Live und in Farbe. In Freiheit! Das erste Mal in meinem Leben sehe ich die Tiere in Freiheit.

Die ersten Orang Utans auf unserer Tour Mama mit Baby

Wie sie von Ast zu Ast schwingen. Zumindest der Kleine, der sich vor unseren entzückten Minen lustig austobt, einen Eimer stibitzt, auf den nächsten Baum zieht und ein Bad nimmt. Die Mutti sitzt auf einem Ast und zuckt nicht mal mit der Wimper. Scheinbar ist’s auch ihr zu heiß. Was ein unglaubliches Erlebnis nach nur wenigen Minuten. Dabei hatte Joni noch unsere Euphorie gebremst – bei der letzten Tour hätten sie in drei Tagen nur zwei Tiere gesehen. Schluck, wir sind nur zwei Tage im Dschungel. Na dann haben wir nun immerhin schon zwei gesehen.

Orang Utan Baby mit Eimer

Orang Utan Baby mit Eimer

Joni erklärt uns auch, weshalb die Tiere so nah zum Dorf kommen. Im Gegensatz zu mir stehen die Orang Utans nämlich auf Durians (ja genau, die fürchterlich stinkenden Früchte) und da gerade Saison ist, bauen sich die Tiere ihr Nest in Nähe der Plantagen. Sehr zum Ärger der Bauern. Die Orang Utans finden Durians nämlich ziemlich lecker und futtern nicht nur eine, sondern (mit etwas Pech für den Bauern) die gesamte Ernte. Wir freuen uns trotzdem wie kleine Kinder über den Anblick der beiden Tiere und können es noch immer kaum glauben. Als die beiden Orang Utans – die sich herzlich wenig für uns interessieren – nach knapp 20 Minuten weiter ziehen, brechen auch wir auf. Tiefer in den Dschungel.

Die Tiefen des Jungles
Immer tierfer geht es in den Jungle

Orang Utans sind akut vom Aussterben bedroht. Weltweit gibt es nur noch zwei Orte, an denen man freilebende Orang Utans sehen kann. Auf Sumatra und auf Borneo. Wir haben uns für Sumatra entschieden, da die Tiere hier (noch) frei im Dschungel leben können. Auf Borneo leben zwar noch Orang Utans, allerdings nicht mehr so unbeschwert. Durch die Palmölproduktion hat man viel zu viel Lebensraum der Tiere zerstört. Die Folge: die Orang Utan Population hat sich drastisch reduziert, die Tiere finden nicht mehr genug Futter und sind auf Fütterstationen angewiesen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, schaut mal bei Sarah von Rapunzel will raus vorbei, sie war letzte Jahr bei den Orang Utans auf Borneo. Ich fand das irgendwie doch ziemlich traurig und daher haben wir beschlossen unser Glück in Sumatra zu probieren und fliegen nach Medan. Im Nachhinein genau die richtige Entscheidung!

In Bukit Lawang bietet gefühlt jeder einen Dschungel-Trek an. Wir haben uns für Bukit Lawang Jungle Trekking  entschieden – und zwar aus einem einfachen Grund: Janine aus Deutschland, die mit ihrem indonesischen Mann Dodi das Unternehmen betreibt, versichert uns direkt beim ersten Email-Kontakt, dass ihre Guides keine Orang Utans anfüttern. Ein Aspekt, der uns besonders wichtig ist. Denn leider ist das in Bukit Lawang nicht bei allen Guides eine Selbstverständlichkeit. Damit die Besucher ein hübsches Foto bekommen, setzen sich manche über diese Richtlinie hinweg. Eine Garantie, dass wir die Tiere sehen werden, bekommen wir daher nicht. Da sind Janine und Dodi ganz ehrlich und wir gehen das Risiko sehr gerne ein.

Der frühe Vogel bekommt ein Orang Utan Foto

Um unsere Chancen zu steigern, haben wir uns für zwei Tage Dschungel-Trekking, inklusive Übernachtung entschieden und wandern morgens um 9 Uhr los. Unsere kleine Truppe ist ein bunter Nationalitäten-Mix. Neben Max und mir sind zwei Australier und eine Indonesierin dabei. Ausserdem unsere Guides Joni und Daniel – die sich nicht nur rührend um uns kümmern, uns mit leckerstem Essen, Witzen (meistens sympathisch schlechten) jeder Menge Wissen versorgen. Und den Dschungel kennen sie wie ihre Westentasche.

Guide Daniel
Guide Daniel weiß genau was er tut – und was für schlechte Witze er erzählt ;)

Wir wandern tiefer in den Dschungel und haben großes Glück. Ein Orang Utan turnt in den Ästen herum. Wenig später kommt ein zweiter hinzu. Wir können die Tiere in aller Ruhe bestaunen. Ich kann einfach nicht genug davon bekommen. Wie sie sich geschickt an den Bäumen festhalten. Ihr Gewicht verlagern um sich bequem zum nächsten Ast tragen zu lassen. Uns mit ihren großen Augen anschauen. Diese Tiere sind uns so ähnlich.
Kein Wunder, ihr Erbgut stimmt mit unserem zu 96,5% überein. Übersetzt bedeutet Orang Utan übrigens Waldmensch.

Die Population erholt sich – zumindest auf Sumatra

Etwa 14.000 Orang Utans leben im Dschungel von Sumatra, zwischen Bukit Lawang und Banda Aceh. Und das ist eine wirklich positive Entwicklung, waren es im Jahre 1987 doch nur noch etwa 7000 Tiere. Auch auf Sumatra hat man die liebenswürdigen Tiere gejagt, die Babys als Haustiere verkauft, die Mütter getötet. Und Lebensraum abgeholzt. Bis man gemerkt hat, dass etwas falsch läuft… Heute sind rund 2,6 Millionen Hektar Land als Nationalpark geschützt, um den Lebensraum der Orang Utans zu sichern. Das Jagen der Tiere ist strengstens verboten, zahlreiche Ranger kontrollieren den Dschungel. Nur zertifizierte Guides dürfen mit Touristen in die Wälder.

Unsere Tour ist anstrengend, ich will ganz ehrlich sein. Wir laufen, klettern, kraxeln über ausgetretene schmale Pfade. Mitten durch den Dschungel. Wir rutschen einen steilen Berghang hinunter und durchqueren einen Bach, nur um auf der anderen Seite einen ebenso steilen Abhang wieder hochzuklettern. Es ist anstrengend, es ist heiß, es ist dreckig. Gegen Mittag rasten wir auf einer kleinen Anhöhe und machen uns über Nasi Goreng und eine riesige Obstladung her. Es tut gut, einfach mal ein Weilchen zu sitzen… Doch nicht allzu lang. Denn wir haben noch ein ganzes Stück vor uns, bis wir das Camp am Flussufer erreichen. Doch spätestens als der nächste Orang Utan auftaucht, habe ich mein kleines Hitze-Mittagstief überwunden.

Der Trek ist steil
Die Tour ist anstrengend – es geht teils steil berauf und bergab

Wir treffen auf Mina – den Problem-Orang Utan

Doch diesmal verläuft die Begegnung anders. Ich merke sofort wie unsere Guides sehr viel vorsichtiger als den Rest des Tages werden. Sich vor uns stellen. Denn wir treffen auf Mina. Vorsicht ist geboten, vor Ihr hatten uns die Guides von Anfang an gewarnt – denn Mina mag Menschen nur bedingt.

Mina zeigt sich - bewacht von unseren Guides

Mina mit grimmiger Miene

Der Großteil der Orang Utans im Dschungel von Bukit Lawang lebt relativ unbehelligt von Menschen. Klar sehen sie die Besucher, doch das war’s dann auch mit dem Kontakt, es scheint die Tiere wenig zu interessieren, wer da durch den Dschungel tappt. Bis auf wenige Ausnahmen. Eine davon ist Mina. Mina ist unter Menschen aufgewachsen und hat schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Ziemlich schlechte. So recht kennt niemand mehr die genaue Geschichte. Nur so viel, dass Mina einmal von einem Menschen mit einem Messer angegriffen wurde. Eine lange Narbe, die quer über ihr Gesicht verläuft, zeugt davon. Kein Wunder, dass sie keine Menschen mag und oftmals aggressiv reagiert.

Mina hat einen guten Tag

Joni und Daniel schieben uns vorsichtig weiter, stellen sich zwischen uns und den Orang Utan. Und behalten sie genau im Auge. Solange Mina im Baum klettert haben sie wenig Sorge, gefährlich kann es werden, sobald sie nach unten kommt. Denn Orang Utans würden jeden Kampf gegen einen Menschen gewinnen. Dass es erst gar nicht dazu kommt, haben die Guides immer ein paar Früchte einstecken, die einzige Möglichkeit, Mina von einem Menschen wegzulocken.

Wie schon erwähnt, die Guides von Bukit Lawang Jungle Trekking legen großen Wert darauf, die Tiere nicht in ihrer natürlich Umgebung zu stören und sie zu füttern. Allerdings gibt es auch bei ihnen diese eine Ausnahme – sollte es für die Menschen gefährlich werden, dürfen die Affen mit Obst weggelockt werden. Das passiert manchmal bei Mina, an der wir uns gerade vorbeischleichen und bei Jacky, mit der ich wenig später ein ganz besonderes Erlebnis habe. Doch für den Moment haben wir Glück, Mina hat einen guten Tag, wie Joni erklärt und interessiert sich nicht wirklich für uns, stattdessen zerlegt sie lieber eine Liane. Wir können unseren Track fortsetzen – zumindest eine Weile. Bis wir auf Jacky treffen.

Hand in Hand mit Jacky

Hand in Hand mit Jacky dem Orang Utan
Ein Erlebnis das ich nie vergessen werde – Hand in Hand mit einem Orang Utan

Eine Hand schließt sich um meine. Anatomisch meiner sehr ähnlich, nur viel behaarter und rauer. Fast schon ledrig. Ich dachte immer Orang Utans seien flauschig. Sind sie nicht, ihre Haare sind fast schon kratzig. Ich versuche reflexartig meine Hand wegzuziehen und spüre Jackys unglaubliche Kraft. Ich hätte keine Chance. Im ersten Moment bin ich mit der Situation kurz überfordert. Jacky versucht meinen Finger in den Mund zu stecken!

Steffi trifft Jacky
Nicht beißen! Die Finger brauche ich noch!

Hey, den brauch ich noch. Doch Joni beruhigt mich, sie wird mich nicht beißen. Es ist nur ein Trick, Jacky ist sozusagen eine kleine – oder eigentlich ziemlich große – Schnorrerin. Ich entspanne mich, blicke in diese riesigen, dunklen Augen, das hellwache Gesicht, auf die Finger, die meinen so ähnlich sind. Und kann einfach immer noch nicht begreifen, wie nahe ich gerade einem Orang Utan bin. Jacky mag es, Menschen festzuhalten und mit ihnen zu kuscheln. Was im ersten Moment verrückt klingt, ist eigentlich ganz verständlich.

Steffi trifft Jacky
Als Jacky mich erwischt bin ich kurz überfordert – wie soll man sich verhalten? 

Jacky ist im Rehabilisationszentrum in Bukit Lawang aufgewachsen, das es bis Ende der 80er Jahr gab. Verwaiste Orang Utans hat man hier aufgepäppelt und anschließend wieder ausgewildert. Daher leben im Dschungel um Bukit Lawang rund 15 Orang Utans, die Namen haben. Mina ist eine, Jacky eine andere. Sie wurden von Menschen aufgezogen und sind an sie gewöhnt. In der Auffangstation war es für Jacky normal, auf den Schultern ihres Pflegers zu sitzen, Körperkontakt zu haben. Als man sie dann wieder in den Dschungel ausgewildert hat, änderte sie ihr Verhalten gegenüber Menschen nicht viel. Wie damals umarmte sie Menschen, sobald sie vorbeikamen – und ließ einfach nicht mehr los. Manchmal über Stunden. Bis die Guides herausfanden, dass sie für ein bisschen Obst wieder los lässt. Mittlerweile hat sie das Umarmen aufgegeben und hält „nur noch“ Händchen, um ein wenig Obst abzustauben – denn diese tollen Affen lernen unglaublich schnell. Auch nicht viel besser, aber man kann ihr dafür keinen Vorwurf machen. Und den Guides auch nicht.

Ich habe keine Angst vor Jacky, nur großen Respekt – wie stark diese Tiere sind, wie schlau. Und wie ähnlich uns Menschen. Das wird einem erst so richtig bewusst, wenn man diese Tiere direkt vor sich sieht. Und nicht hinter einer dicken Glasscheibe im Zoo.

Im Basecamp ankommen und relaxen

Als wir gegen 17 Uhr im Camp ankommen, sind wir erschöpft, nass geschwitzt, dreckig aber glücklich. Die Tour ist anstrengend, die Hitze tut ihr übriges. Doch es hat sich so sehr gelohnt. Wir können unser Glück noch immer kauf fassen – wir haben an diesem Tag 12 Orang Utans gesehen! 12! Selbst unsere Guides sind ganz aus dem Häuschen. Und als Belohnung (als wären die viele Affen nicht schon Belohnung genug) für unsere Strapazen, kühlen wir uns erst mal im Fluss ab. Duschen gibt’s im Camp nämlich nicht. Auch wenn’s eisig kalt ist – es ist so erfrischend. Dazu gibt’s Kekse und Tee.

Am Ufer des Basecams angekommen
Am Flussufer angekommen. Komplett erschöpft aber sooooo glücklich!

Endlich auch Zeit, sich ein wenig mehr mit den tollen Guides zu unterhalten. Daniel zeigt mir seine Kunst

Als die Sonne untergeht versorgt uns unser Campkoch mit leckerstem Essen und Joni und Daniel erzählen noch ein paar mehr schlechte Witze. Nein im Ernst, wir haben echt Spaß. Unsere Unterkunft ist eine einfache Hütte mit Matratzen, Decken und Kissen. Es ist kein Luxus, aber ehrlich gesagt ist es komfortabler als wir erwartet hatten. Wir rollen uns unter unserem Fliegennetz zusammen, lauschen den Affen die auf dem Dach herumflitzen und schlummern tief und fest ein.

Mit riesen Spaß Fluss abwärts Richtung Dorf

Am nächsten Morgen planschen wir ein bißchen im Fluss und gehen zu einem kleinen Wasserfall. Joni und Daniel bieten uns an, noch zwei Stunden im Dschungel zu wandern, aber irgendwie sind wir alle zu faul. Der gestrige Tag war einfach zu gut und könnte ohnehin nicht mehr getoppt werden. Am Mittag packen wir unsere Sachen auf Tubes und schippern den Fluss runter. Es fühlt sich ein bißchen wie die Wildwasserbahn im Freizeitpark an, nur eben ohne Freizeitpark. Das Wasser ist eisig und binnen Minuten sind wir klatschnass. Doch wir haben unglaublich Spaß und bei jeder Welle die über uns hinwegplatscht lache ich wie ein kleines Kind.

Als wir im Dorf ankommen, bin ich einfach nur glücklich. Orang Utans im Dschungel zu sehen war ein lang ersehnter Traum von mir, ein ganz groß geschriebener Punkt auf meiner Bucketlist. Und nun ist er wahr geworden. Was ein Erlebnis! Diese faszinierenden Tiere in echt zu sehen, wild, in Freiheit. Und gleichzeitig bin ich ein bißchen traurig. Denn vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese gemütlichen, wunderschönen Tiere von unserem Planeten verschwunden sind. Wenn wir nichts ändern. Die Palmöl-Produktion herunterfahren und den Tieren genügend Lebensraum zur Verfügung lassen. Was wir erleben durften, ist man in Bukit Lawang auf einem guten Weg, die Tiere zu schützen. Doch natürlich gibt es auch dort Gegner. Ich hoffe so sehr, dass sich die positive Entwicklung dort fortsetzt, dass sich die Population weiter erholt und sich die Tiere weiter vermehren. Dass auch noch unsere nächsten Generationen mehr als nur Fotos sehen können. Wir hatten einfach so viel Glück, direkt 12 Orang Utans zu sehen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wirkt es fast surreal. Wie ein Traum. Doch nein, wir haben sie wirklich gesehen.

Wie frei leben die Orang Utans wirklich?

Die Orang Utans im Dschungel von Bukit Lawang sind an Menschen gewöhnt, zumindest an deren Anblick. Das muss man ehrlicherweise zugeben. Doch zum Glück wird ihre Lebensweise dadurch nicht beeinträchtigt. Die Tiere leben nach wie vor wild im Dschungel, suchen sich dort ihre Nahrung und sind auf sich selbst angewiesen. Mir war es besonders wichtig, dass die Tiere nicht angefüttert werden. Und das haben wir auch so erlebt. Natürlich stibitzt der ein oder andere Orang Utan mal eine weggeworfene Obstschale und natürlich wissen diese intelligenten Tiere, dass in den Rucksäcken von Touristen möglicherweise leckeres Futter ist (daher darf man auch nie den Rucksack öffnen, sobald ein Tier in der Nähe ist). Sie sind jedoch Gott sei Dank nicht daran gewöhnt, geschweige denn darauf angewiesen, von den Menschen gefüttert zu werden. Sie haben ihre natürlichen Instinkte nicht verloren und sind wild. Die meisten Tiere lassen sich zum Glück von Besuchern überhaupt nicht stören.

Ich will ehrlich sein, nach dem Erlebnis mit Jacky habe ich lange darüber nachgedacht, wie natürlich die Orang Utans wirklich leben. Sollte ein eigentlich wildes Tier so reagieren? Natürlich nicht, aber nach unserer Tour möchte ich behaupten, Mina und Jacky sind die Ausnahmen. Sie sind keine komplett wilden Tiere, sondern wurde von ihren Pflegern zunächst sozialisiert und dann wieder ausgewildert. Solange man diesen Fehler nicht bei anderen Tieren wiederholt, sollte man das Verhalten dieser Ausnahmen nicht verteufeln.

15 Orang Utans sind in den 70er und 80er Jahren in der Auffangstation in Bukit Lawang aufgewachsen. Und ja, diese sind an den direkten Kontakt mit Menschen gewöhnt. Sie haben Namen und ein paar leben nach wie vor in der Nähe von Bukit Lawang, andere haben die Guides bereits seit Jahren nicht mehr gesehen. Wir haben drei getroffen: Mina, Jacky und Suma. Und Suma hat sich mit keinem Wimpernschlag für uns interessiert. Sie wirkte wie jeder andere wilde Orang Utan.  Jacky mag ihre Masche haben, wie sie das ein oder andere Extra-Futter abgreifen kann, wenn aber in der Regenzeit keine Touren vorbei kommen, findet sie auch selbst Futter. Sicher wird der ein oder andere bereits das verteufeln, doch ich hatte alles in allem ein wirklich gutes Gefühl bei unserer Tour und wie man mit den Tieren umgeht.

Natürlich darf man nicht vergessen: es sind wilde Tiere, die man besucht. Eine Garantie tatsächlich Orang Utans zu sehen, gibt es nicht. Die Besucher vor uns haben in drei Tagen nur zwei Orang Utans gesehen – ein Zeichen, dass man die Tiere nicht anfüttert. Doch das ist nun mal das Risiko. Wir hatten einfach unglaubliches Glück!

Kann man die Orang Utans also guten Gewissens besuchen?

Meine tolle Erfahrung bei diesem Trekking und mein Bauchgefühl sagen: ja!
Es würde den Tieren ohne Besucher nicht besser gehen – vermutlich ehr schlechter.

Denn was würde passieren, wenn keine Besucher mehr kommen würden? Die Menschen würden kein Geld mehr mit Touristen verdienen, mit Hotels und Touren. Die Armut würde steigen und man würde wieder anfangen die Orang Utans zu jagen, zu verkaufen und zu töten. Es gäbe keinen Grund mehr den Wald zu schützen und es würden Zustände wie etwa auf Borneo entstehen, wo der Lebensraum der Orang Utans bald ganz verschwunden sein wird.

Wenn Du also frei lebende Orang Utans sehen willst, dann kann ich dir einen Besuch in Bukit Lawang wirklich empfehlen. Behandle die Tiere, die Menschen und die Natur mit Respekt, nimm deinen Müll wieder mit und genieß dieses unglaubliche Erlebnis. Genieß es diese wundervollen Tiere in Freiheit sehen zu dürfen, wer weiß wie lange das noch möglich sein wird.

Alle wichtigen Infos zu unserer Jungle-Tour in Bukit Lawang haben wir euch hier zusammengefasst: